Gott ein Kind
Ein Kind ist uns geboren. Gewickelt in Windeln, liegt es im Stall. Daran erinnern wir uns in diesen Tagen, da Himmel und Erde einander berühren. Wir singen Lieder über das Kind, wie es lacht, wie die Hirten staunen und die Engelschöre jubilieren. Ein Kind ist uns geboren, das rührt unser Herz.
Der Heiland ist geboren. Gott selbst wird Mensch. Doch Gott wird nicht nur Mensch, sondern Kind, in Windeln gewickelt. Hineingeboren in das Elend einer Familie, die alsbald ihr Heil in der Flucht suchen wird. Der Allmächtige kommt ganz ohnmächtig in die Welt. Ohne alle Gewalt, ohne alle Macht wird Gott Mensch unter den Menschen. Das kann unser Herz verstören. Von einem Gott wird anderes erwartet. Ein Gott soll für Ordnung sorgen, für Gerechtigkeit und Frieden. Doch der Gott, der Mensch wird in dieser geweihten Nacht, er entlässt uns nicht aus unserer Verantwortung. „Er ist den Menschen gleich geworden, damit sie ihm gleich seien“, wie der evangelische Theologe und Märtyrer Dietrich Bonhoeffer geschrieben hat. „Wer sich jetzt am geringsten Menschen vergreift, vergreift sich an Christus.“
Ein Kind ist uns geboren in dieser hochheiligen Nacht, um uns daran zu erinnern, dass wir Menschen nach seinem Bilde geschaffen sind, nach dem Bilde Gottes. Und das jeder und jedem, seien sie noch so schwach, noch so klein, leben sie in Armut oder auf der Flucht, göttliche Würde innewohnt. Des Menschen Würde ist heilig und unantastbar, das ist die Botschaft dieser Nacht.