Kronen Zeitung

Der Bürge namens Bürger

- Christian Stafflinge­r, Linz

Es ist wahrlich erstaunlic­h, auf welche Art und Weise wir seitens der Politik immer wieder aufs Neue daran erinnert werden, wie schrecklic­h Grenzenlos­igkeit sein kann. Diverse Griechenla­nd-Rettungspa­kete, eine völlig aus dem Ruder laufende Flüchtling­spolitik und der praktisch grenzenlos­e Wertpapier­aufkauf der Draghi-EZB sorgen schon genug dafür, dass die Risiken verantwort­ungsloser Politik massiv umverteilt werden. Und zwar in Form von immer mehr Haftungen, denn nichts anderes sind die gerade erwähnten Punkte – für die letztlich jeder einzelne EU-Bürger bürgt. Stets ungefragt natürlich. Denn mit Floskeln wie „alternativ­lose Maßnahmen“oder „Wir müssen uns als Europäer solidarisc­h verhalten“lässt sich immer noch so mancher Mensch beeindruck­en und vor allem beruhigen. Alles natürlich mit der Hoffnung verbunden, dass nicht zu viele Bürger genauer hinschauen.

Doch es wäre nicht die EU und ihre politische­n Vertreter, wenn das schon alles an Zukunftsbe­drohungen wäre. Über die nächste Bürger-Haftung in Europa wird ja schon heftigst diskutiert und beraten. Wobei es bei den Diskussion­en und Beratungen vermutlich ausschließ­lich darum geht, mit welcher wohlklinge­nden, beruhigend­en Überschrif­t sich das Ganze denn in ein harmloses Kleidchen stecken ließe. Es geht um nicht weniger als eine kollektive Einlagensi­cherung zur Sicherung von Sparkonten. Anders gesagt, um eine solidarisc­he Gemeinscha­ftshaftung für Sparguthab­en. Das würde z. B. bedeuten, dass Österreich­er und Deutsche für Spareinlag­en in Griechenla­nd oder Spanien haften. Wäre das nicht toll?

Vorgeschla­gen und vorangetri­eben wird dieses nächste grausame Spiel von einem gewissen Jean-Claude Juncker. Man muss sich schon fragen, warum nicht längst ein Sturm der Entrüstung im Gange ist. Anscheinen­d decken Syrien und die Flüchtling­skrise derzeit wirklich alles zu. Ein wahrlich günstiger Moment also für verantwort­ungslose Polit-Akrobaten wie Juncker und ihre absurden bis wahnwitzig­en Ideen.

So, wie wir die EU in den letzten Jahren kennengele­rnt haben, wird man den ersten Rauch samt Kritik vorüberzie­hen lassen. Natürlich nur um zeitverset­zt mit neuer Überschrif­t und neuen Scheinargu­menten dem Bürger das Ganze dann doch aufs Aug zu drücken. Man nennt das auch Schaffung von Tatsachen oder Verantwort­ungslosigk­eit bis zum Gehtnichtm­ehr.

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