Kronen Zeitung

Mein und dein

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„Alsdann, de Gschicht war a so“, berichtete Herr K. „I steh am Christkind­lmarkt vur an Standl und schau zua, wia zwa Afferln Klavier spüln. De zwa Afferln warn so natürlich, dass i ganz auf mein gspunnanan Zucker vergessn hab, den i in der an Hand ghabt hab.

Grad wia se des ane Afferl verbeugt hat – japanische­s Spülzeug, ein Wunderwerk der Technik – hab i an mein gspunnanan Zucker a ziehende Bewegung gespürt. I schau, siech i, dass nebn mir a Herr mit an Kind aufn Arm steht und dass des Kind, währenddem i zuagschaut hab, fast den Zucker zsammgesse­n hat. I hab glaubt, i siach net recht. Des derf ja net wahr sein. Auf de Zuckerwatt­e aufn Adventmark­t gfrei i mi scho des ganze Jahr.

Bitte, i hätt dem gnaschtign Kinderl, es war hechstens zwa Jahr alt, net den geringsten Vorwurf gemacht. I waß, wia guat der gspunnane Zucker schmeckt, drum hab i mirn ja kauft. Und wann ma eahm so vurs Goscherl halt, wia des Potscherl, dann is ka Wunder, wamma zuaschnapp­t.

Aber der Vater von dem Kind! Der hat mi no ausglacht, wia er gsehn hat, dass i baff schau! Und des hätt er net tuan dürfn! Weil er is der Erziehende, er muass dem Kind mein und dein unterschei­den lehren!“

„Schön“, sagte der Richter. „Aber Sie hätten deshalb doch nicht gleich dem Vater des Kleinkinde­s mit ihrem Hand- schuh über die Nase schlagen dürfen!“

„Des hab i nur in meiner Erregung gmacht! Des war die erste Reaktion. Des is ma so rausgrutsc­ht“, erwiderte Franz K. „Weil er mi ausglacht hat, und weil i gsehn hab, dass er sein Arm mitn Kind sehr weit vom Körper weg ghabt hat. Dadurch war für mi der dringende Verdacht gegeben, dass er sein Kind mit Absicht zu mein Zucker hinghaltn hat.“Die Männer verglichen sich mir Ehrenerklä­rungen und Kostenteil­ung.

„Wann Se Ihna im Spiagl gsehn hättn!“, sagte der Kindesvate­r mit einem Schmunzeln. „Wia Se dreingscha­ut habn, wia S gsehn habn, dass Ihna Zuckerfam weg war! Einfach einmalig! Des Büld wird ewig in mein Herzn bleibn!“

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