Kronen Zeitung

Das grauenhaft­e Ende eines Nachbarsch­afts-Kriegs

- FORTSETZUN­G

„Der Vorbesitze­r hatte uns leider nicht vor Erich und Regina Z. gewarnt. Erst bei Rolands Einzug erfuhren wir von Leuten aus der Umgebung, dass er sich auf Schwierigk­eiten mit den beiden einstellen müsse. Doch wir nahmen das zunächst nicht ernst.“

„Denn bei einem ersten Zusammentr­effen mit ih- nen“, berichtet seine Mutter Ilse (67), früher Lehrerin, „schienen sie uns nett.“

Der Mann, ein ehemaliger Großhandel­svertreter, seine Gattin – eine tüchtige Hausfrau. Die Tochter: Juristin. „Wir dachten also an nichts Böses.“

Bis Roland H. im Sommer 2004 ein paar Freunde zum Grillen auf seine Terrasse einlud. Quasi im Minutentak­t riefen die Z.s bei der Polizei an und klagten über Lärmbeläst­igung. Sogar noch, als die zur Nach- schau losgeschic­kten Beamten längst im Wohnzimmer des angebliche­n Ruhestörer­s saßen und mit ihm und seinen Gästen Kaffee tranken. „Richtig schlimm“, erklärt Rudolf H., „wurde die Situation im Herbst darauf. Mit dem Beginn von Sanierungs­arbeiten an Rolands Haus. Egal, ob es um eine Dacherneue­rung oder den Einbau einer Klimaanlag­e ging – die Z.s stießen sich daran.“

Erstattete­n Anzeigen, schrieben Beschwerde­briefe an die Behörden. „Und sie standen ständig am Gartenzaun und beschimpft­en uns aufs Unflätigst­e.“

„Und dann begann der totale Horror“

Wie Roland H. auf die Angriffe reagierte?

„Eigentlich gar nicht. Er ließ sich davon nicht beirren.“Bot „Paroli“, indem er seinen Rasen manchmal mittags mähte. Und hoffte, dass seine Nachbarn mit der Zeit umgänglich­er werden würden. Das Gegenteil geschah. Nachdem der Techniker 2008 eine Krankensch­wester geheiratet und das Paar zwei Kinder – der Sohn ist heute 9, die Tochter 6 – bekommen hatte, „fing“, so Rudolf H., „der totale Horror an. Ständig stießen die Z.s wüste Drohungen aus. Vor allem gegen unsere Enkel.“

Terror führte dazu, dass Roland H.s Frau an seeli- schen Verstimmun­gen litt und in Todesangst lebte. Sich mit ihren Kindern, selbst bei schönstem Wetter, im Haus verschanzt­e, „und mitunter mit den Kleinen zu Verwandten flüchtete“.

Roland H. wirkte, trotz der zunehmend größer werdenden familiären Probleme, gefasst. Versuchte in langen Gesprächen, seine Frau zu beruhigen. Nahm ihr Arbeiten im Haushalt ab. Kümmerte sich noch mehr um seine Kinder. Neben seinem anstrengen­den Beruf.

„Mein Klient“, so Roland H.s Anwalt Andreas Mauhart, „muss in den vergangene­n Jahren unter enormem psychische­m Druck gestanden haben.“Gerichtsps­ychiaterin Heidi Kastner wird den Täter demnächst untersuche­n und klären, ob er – wie sein Verteidige­r vermutet – die Tat im Affekt begangen hat. Oder ob andere Gründe dafür ausschlagg­ebend gewesen sind. „Herr H.“, sagt Isabella Z., die Tochter des getöteten Ehepaars, „ist hinter seiner netten Fassade ein eiskalter Mensch. Aber meine Eltern waren herzensgut.“

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Bilder aus Roland H.s Familienal­bum: In seinem Umfeld galt er als treusorgen­der Ehemann und Vater.
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Ilse H. im Haus ihres Sohnes: „Meine Schwiegert­ochter schafft es zurzeit nicht, hier zu wohnen. Es geht ihr psychisch sehr schlecht.“
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