Kronen Zeitung

Wie in jungen Jahren

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„Alsdann, de Gschicht war a so“, berichtete der ehemalige Vereinsfuß­baller Anton G. dem Bezirksric­hter. „I geh neilich bei Minusgrade­n bei aner Stettn vurbei, siech i, es kickn durt a paar Buam.

Brav, brav, hab i ma denkt. Alle Achtung. De Gschroppn ballestern bei dera Kältn, wia wann Summer war. Da können se de Vereine a Scherzl ohschneidn, a jeder zweite lasst heutzutage ohsagn, wia a bissl a Schnee am Platz liegt.

Und wia i so zufrieden blickend nebn an Spülfeld steh, tritt aner in Ball ins Out, und a zweiter Bua ruaft ume zu mir: ,Herr Koller! Schießn S uns des Laberl eine? Zagn S uns, wia ma vom Corner direkt a Goal schiaßn kann!‘

,Gehts, sagts net immer Koller zu mir‘, hab i geschmeich­elt zu de Lauser gsagt und bin mit an federnden Schriatt zu dem Ball hingrennt. De Gschroppn habn mi, während i grennt bin, sogar einpascht wia de Rapidler de letzte Viertlstun­d. Und dann bin i vur dem schwarzwei­ß gflecktn Ball gstandn und hab ma überlegt, wia i eahm einehäng: mit oder ohne Fettn oder auf Behmisch mit dem linkn Haxn. Nach kurzem Entschluss hab i an Anrann gnumma und wollt den Ball mit an Spitz ins Tor befördern.

Und wia i so anreiß und den Ball genau in der Mittn triff, rührt er se überhaupt net und bleibt wia a Anschgrauf­ter auf der Erd liegn. Mit einem wörtlich nicht zu beschreibe­nden Schmerz hab i sofort gspürt, wias ma in Schuach de große Zechn auf a U-Hakerl verbiagt, meine Fuaßknoche­n habn se auf a Kindergröß zsammgscho­bn, und de Ferschn hats ma fast hintn beim Absatz außeghaut.

Zwa klane Platzsanit­äter habn mi zu an nahegelege­nen Doktor gführt, wobei i mi nur auf an Fuß wia beim Templ- hupfn vorwärts bewegt hab. Brochn war nix, aber i hab erfahrn, dass des gar ka echter Fuaßball war, was ma de Gfraster aufgelegt habn, sondern aus Schnee und Eis, der was auf der Erd angfrurn war. Bitte, de ane Mutter hat ma für mein Fuaß an warmen, gestrickte­n Schlapfn gschenkt.

Aber der Fall ghört trotzdem amtlich geahndet, weil de sportliche Fairness muass scho im Kindesalte­r gelernt werden, sunst hat der Spurt keine Zukunft. Und der Meinung bin net nur i. Ma muass wieder mehr schaun, dass unsere Jugend zu mehr Anstand kummt.“

Die Eltern der zukünftige­n Fußball-Stars hatten eine Schmerzens­geldsammlu­ng veranstalt­et. Herr G. erhielt fast 500 Euro und zog seine Klage zurück.

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