Vorschriften-Flut erstickt Wiener Wirtshauskultur
Belastungswelle, schikanöse Auflagen, störrische Behörden Was sich ändernmuss „Krone“fragte die Betroffenen
Jeder zweite Wirt denkt ans Aufhören, sagt die Wirtschaftskammer (siehe „Krone“-Bericht re.). Die Folgen wären dramatisch: Tausende Arbeitslose mehr, verwaiste Lokale, praktisch das Ende der Wiener Wirtshauskultur. Was läuft schief? Was muss sich ändern? Die „Krone“fragte vier Gastronomen mit viel Erfahrung.
Alexander Laskowsky (Gelbmanns Gaststube) wurde bestraft, weil die Nichtraucheraufkleber nicht von jedem Sitzplatz aus zu sehen waren. Jetzt diskutiert die Politik noch über die verpflichtende Herkunftsbezeichnung von Fleisch. Laskowsky hält nichts davon. „Ich habe das AMA-Gütesiegel und werbe bereits mit gutem Fleisch.“Die Ver- pflichtung brächte nur mehr Arbeit. Die große Flut an Vorschriften macht auch Thomas Peschta Sorgen. Vor vier Jahren hat er den gleichnamigen Traditionsbetrieb vom Vater übernommen. „Mein Vater saß für Organisatorisches zehn Mi-
nuten pro Tag am Computer, ich eineinhalb Stunden. Dabei sollten wir bei den Gästen sein.“Doch die Behörden sind strikt. Allerdings selbst nicht unfehlbar.
„Ein Beamter hat mir erklärt, wie ich die Waschbecken umbauen muss. Habe ich getan. Ein halbes Jahr später kam ein anderer und sagte, ,Mag schon sein, aber ich will’s anders‘“, erzählt Hans Schwetz (Gasthaus Hansi). Jürgen Lapatschka (Restaurant Lapatschka) kritisiert die Fülle an Belastungen innerhalb kurzer Zeit. „Ich bin gerne Wirt, arbeite oft 14 Stunden, sieben Tage die Woche. Finanziell geht aber die Rechung kaum mehr auf. Das war früher anders. Manchmal frage ich mich: Ist es das noch wert?“