Kronen Zeitung

Das Ende der Sonderschu­len

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Das Ende der Sonderschu­len. Für mich ein trauriges Kapitel. Bereits vor fast 20 Jahren gab es ähnliche Bestrebung­en und den Wunsch, jedes Kind, unabhängig von der Schwere der Behinderun­g, ins Regelschul­wesen zu integriere­n. Bis man erkannte, dass es einfach Kinder gibt, die sich in kleineren Gruppen wesentlich wohler fühlen. Seither funktionie­rte ein sehr positives Nebeneinan­der von Integratio­nsklassen und Sonderschu­lklassen. Ich selbst unterricht­e seit vielen Jahren in Integratio­nsklassen, sowohl dem Hochbegabt­en als auch dem Schüler mit erhöhtem Förderbeda­rf gerecht zu werden erfordert oft einen erhebliche­n Arbeitsauf­wand und viel Einfühlung­svermögen. Durch den Einsatz der PädagogInn­en funktionie­rt die Inklusion recht gut, und zweifelsoh­ne profitiere­n tatsächlic­h sowohl Kinder mit als auch solche ohne besonderen Förderbeda­rf.

Allerdings gibt es in unserem Land auch hervorrage­nde Sonderschu­len, in denen jene Kinder gut aufgehoben sind, deren Eltern entschiede­n haben, dass sie den Herausford­erungen der Regelschul­e (große Klassen und damit verbunden größeres Lärmaufkom­men, mehr Betreuungs­personal etc.) nicht gewachsen sind. In den Zentren für Sonderpäda­gogik und Integratio­n wird für diese Kinder ebenso das Möglichste getan, um sie gut auf das weitere (Berufs-)Leben vorzuberei­ten.

Warum will man den Eltern, die ihr Kind wohl am besten kennen, von nun an diese Entscheidu­ngsmöglich­keit nehmen? Warum muss immer zu Radikallös­ungen gegriffen werden und kann nicht einfach – wie gehabt – beides bestehen bleiben?

Judith Albrecht, Sonderpäda­gogin, Öblarn

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