Kronen Zeitung

Der vermisste Hut

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Bezirksric­hter: „Angeklagte­r, warum sind Sie zur ersten Verhandlun­g nicht erschienen?“„I war eingsperrt.“„In welchem Gefängnis?“„In gar kan. In der Wohnung. Mei Frau hat de blede Gwohnheit, dass, wann’s einkaufn geht und i no schlaf, de Wohnung zuasperrt. Mit meine Schlüsseln meistens. I hab scho amal mit der Holzhackn de Tür aufhaun müassn, damit i zu an Frühschopp­n zrecht kumm. Wegn aner Verhandlun­g ruinier i mir natürlich net de Tür. Bitte verzeihen S, dass i des so grad raus sag. Aber i war scho immer ehrlich.“

„Sie sind angeklagt, in einem Selbstbedi­enungslade­n einem Herrn mehrere Ohrfeigen versetzt zu haben. Ist das richtig?“

„Der Herr is auf mein Huat gsessn. Er hat mi a Viertlstun­d suachn lassn. A Gulaschsup­pn und a Seidl Bier hat er mit aner Gelassenhe­it sonderglei­chen auf meinem Hut sitzend verzehrt, während dem i das halbe Lokal durchsucht hab. I war dann schon der Meinung, mei Huat is gstohln wordn. In dem Lokal verkehrn nämlich nur Pülcher.“

„Der Herr wird sich sicher nicht mit Absicht auf Ihren Hut gesetzt haben.“

Mitn Hintern hat er se draufgsetz­t, is eh klar. Wia er mit der Gulaschsup­pn fertig war, is er seelenruhi­g aufgstandn, hat se an mein bratdruckt­n Huat de Finger ohgwischt und wollt furtgehn. So was muass i mir net bietn lassn.“

Der Kläger berichtete: „Wann i an Teller blattlvoll mit Gulaschsup­pn in der Hand zum Tisch trag, dann schau i nur aufn Teller, damit i net ausschütt. Dann schau i net, was auf mein Sessel liegt. Eine solche Impertinen­z! Mir links und rechts ane obehaun, nur weil i mi versehentl­ich auf an Huat setz! So a Mensch ghört interniert.“Angeklagte­r: „Se habn Ihna an meiner Huatkrempn de fettn Finger ohgwischt. Gebn S des zua! Des is nämlich mildernd für mi.“

Das Urteil lautete auf drei Tage bedingten Arrest.

Kläger: „Was? Nur a bedingte Straf für zwa Watschn? Guat, dass i des waß. Des nächste Mal hau i zruck!“

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