Österreichbesuch soll Reformkurs stärken
Als Unterpfand seiner Politik des Schaffens von Vertrauen sieht Rouhani seine Besuchsdiplomatie: erst Italien, Vatikan und Frankreich, jetzt Österreich. Deutschland zögert mit einer Einladung wegen Israel.
Die Ergebnisse der Parlamentswahl haben nach den Worten des Präsidenten gezeigt, dass die Iraner keine Spannungen mehr mit dem Ausland wollen: „Die Menschen wollen keine radikalen Slogans, sondern moderate Töne hören.“
Diverse Kräfte im Islam fordert Rouhani zur Korrektur ihres Islambildes auf. Angesichts der Gewalt des IS dränge sich diese Korrektur sogar als Pflicht auf: „Extremismus hat seine Ursachen in Engstirnigkeit und Maßlosigkeit.“(Der IS-Kalifenstaat ist Ausfluss des sunnitischen, mehrheitlichen Zweigs des Islam.)
„Haben wir jemals darüber nachgedacht“, grübelte Rouhani, „dass nicht Feinde, sondern eine kleine Gruppe innerhalb der isla- mischen Welt die Sprache des Islams nutzt, um ihn als eine Religion des Tötens darzustellen?“Er rügte die „Sprachlosigkeit“mancher muslimischer Staaten.
Rouhanis Reformeifer wird noch immer gebremst von dem gottöbersten Staats-, Religions- sowie Revolutionsführer Ayatollah Khamenei, dem lebenslangen Nachfolger des Gründers der Islamischen Republik Imam Khomeini. Er kontrolliert auch den Justizapparat in den Händen extrem reaktionärer Geistlicher, die nichts unversucht lassen, Rouhanis Reformkurs zu kompromittieren. Auf Khamenei eingeschworen sind auch die Revolutionsgarden mit ihrer anti-israelischen Hetze.