Kronen Zeitung

Mittagesse­n mit Gina Lollobrigi­da

Manche trafen auch Filmstars, nach einigen Spielern aus Österreich wurden Straßen und Stadiontri­bünen benannt – und einer kämpfte sogar in der echten Fremdenleg­ion

- Clemens Zavarsky

Die genaue Zahl der fußballeri­schen Fremdenleg­ionäre in Frankreich ist nicht zu erfassen. Es handelt sich um einige hundert, inklusive den tieferen Ligen sogar Tausende. Vor allem in den 1930ern und 1950ern war in Frankreich­s gutes Geld zu verdienen. Das erste Tor der neuen Profiliga 1932 erzielte mit Johann Klima ein Ex-Admiraner. Wunderteam-Tormann Rudi Hiden bei RC Paris wurde zum Star, ebenso wie der Linzer Gustl Jordan und Heinrich Hiltl. Sie alle spielten auch für die französisc­he Nationalma­nnschaft, Jordan sogar bei der WM 1938 und in einem der ersten Nachkriegs­länderspie­le gegen Österreich. Teamkicker wie Braun, Gall, Schramseis, Jerusalem und Adamek folgten dem Lockruf des Geldes.

Während diese Namen Fans auch heute noch geläufig sind, kennt kaum jemand Ignaz Tax, Tony Marek oder Vinzenz Dittrich. Letzterer gewann als Spie- lertrainer mit Marseille 1935 in einem österreich­ischen Finale gegen das von Josef Schneider betreute Stade Rennais den Coupe de France. Ignaz Tax spielt vier Jahre erfolgreic­h bei St.Etienne. Die „Allée Ignace Tax“führt noch heute zum Stadion. Die Fantribüne in Lille ist nach Tony Marek benannt. Beide Stadien sind auch EURO-Austragung­sorte.

Erich Habitzl wurde zum „Kaiser von Nantes“, weil er stets per Limousine zum Training fuhr, Stürmer Hans Tandler zum „Schrecken von Nizza“. Auch nach 1945 war Frankreich beliebtes Ziel für Auslandstr­ansfers. Ernst Happel wechselte 1955 zu RC Paris, trainiert von Jordan, ging mit Filmstar Gina Lollobrigi­da Mittagesse­n. Ernst Stojaspal wechselte nach der WM 1954, wie seine AustriaKol­legen Aurednik, Melchior und Kominek, nach Frankreich, blieb dort bis zu seinem Tod 2002. 1971 eröffnete er in Monaco das Café Viennois. Die Liste der Fremdenleg­ionäre ließe sich fortsetzen . . .

Einer meldete sich tatsächlic­h zur Fremdenleg­ion: Hakoah-Spieler Kurt Platzek nach seiner Flucht vor den Nazis 1940. Nach seiner Demobilisi­erung spielte er noch in Frankreich, wurde von der Gestapo verhaftet, kehrte nach dem Krieg wieder als Trainer nach Österreich zurück.

 ??  ?? Wunderteam-Goalie Rudi Hiden (gr. Bild) spielte viele Jahre in Frankreich, wie auch Gustl Jordan (o.) in der Nationalma­nnschaft. Weitere bekannte Österreich­er als Fremdenleg­ionäre waren Ernst Happel (M.) und Ernst Stojaspal (u.).
Wunderteam-Goalie Rudi Hiden (gr. Bild) spielte viele Jahre in Frankreich, wie auch Gustl Jordan (o.) in der Nationalma­nnschaft. Weitere bekannte Österreich­er als Fremdenleg­ionäre waren Ernst Happel (M.) und Ernst Stojaspal (u.).
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Heinrich Hiltl, genannt „Henri“, im Trikot der franzöisch­en Nationalma­nnschaft.
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Der in Österreich weitgehend unbekannte Ignaz Tax war in Saint Etienne ein Star.
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