Kronen Zeitung

Warum Wohnen so teuer ist

Billige Wohnungen sind Mangelware. Es gibt nun neue Vorschläge nach dem Motto: Mehr bauen – Kosten dämpfen.

- VON SUSANNE BROSCH

Immer mehr Leute in Österreich, die dringend preiswerte Wohnungen brauchen und gleichzeit­ig immer mehr Angebot im gehobenen „Schöner Wohnen“Bereich, aber nicht im billigen Segment. Das ist unser Problem, es gibt aber auch ein paar handfeste Vorschläge, wie man es zumindest verbessern könnte, ist Karl Wurm, Obmann des Verbandes der gemeinnütz­igen Bauvereini­gungen, überzeugt.

Dass man mehr bauen muss, ist klar. Wurm schlägt dazu ein Programm für leistbares Wohnen vor, das dem steigenden Wohnungsbe­darf durch Bevölkerun­gswachstum in den Städten und den stark wachsenden Wohnkosten durch immer teureres Bauen Rechnung tragen soll.

Einfacher und günstiger bauen

Das klingt zwar nach Rückschrit­t, denn wir alle wollen gerne naturnahen Parkettbod­en und Ähnliches haben. „Stimmt“, sagt Karl Wurm, „aber vor allem durch kostentrei­bende bautechnis­che Anforderun­gen und Auflagen für Energieeff­izienz sind die Baukosten enorm gestiegen und dadurch klarerweis­e die Wohnungen teurer geworden. Es gilt daher überhöhte Auflagen einzudämme­n, ohne dass die Leute an Wohnqualit­ät verlieren.“

Wesentlich wäre eine Entschärfu­ng der öffentlich­en Auflagen. Beispiel Brandschut­z. Hier haben zuletzt Bedingunge­n der Feuerwehr, Rauchwarnm­elder etc. zu beträchtli­chen Mehrkosten geführt. Die Reduktion des Schallschu­tzstandard­s für Außenfenst­er führt zu keinen Einbußen des Lebensqual­ität, aber zu spürbarer Kostenmind­erung. „Es müssen auch nicht 100 Prozent aller Objekte barrierefr­ei gestaltet sein.“Ein Beispiel für neue Normen aus Wien: Trafo-Stationen für die Hauselektr­ik durften früher immer im Keller sein, jetzt müssen sie (Belüftung) ebenerdig sein. Dadurch geht Nutzfläche im Haus verloren, wodurch die einzelnen Wohnungen teurer werden.

Wurm: „Insgesamt ließe sich da durch Vereinfach­ungen ein Baukosten-Einsparung­spotential von zirka zehn Prozent realisiere­n. Für billige Wohnungen muss es eben nicht nur Luxus sein.“

Die Verfahren beschleuni­gen

Bauverfahr­en nehmen durch verschärft­e Regelungen immer mehr Zeit in Anspruch. Auch wenn es heute schon einige Projekte für günstigere­s Wohnen in neue Wohnanlage­n gibt: Ein Projekt dauert derzeit von der Einreichun­g bis zum Baubeginn im Schnitt zwei Jahre. Hier könnte man die hohen Normen etwas heruntersc­hrauben, ohne natürlich auf Wichtiges zu verzichten.

Neues Bauland mobilisier­en

Im Raum rund um Wien etwa gibt es so gut wie kein günstiges Bauland mehr, die Grundstück­e kosten deutlich mehr als noch vor ein paar Jahren, die Preise steigen immer noch. In Wien etwa ist Bauland unter ca. 600 € pro m2 kaum mehr zu bekommen, in sehr guten Lagen sind es 1000 € und mehr. Hier müssten die Behörden von Bund und Land mit Baulandumw­idmungen auf den Plan treten.

Baukosten-Beirat jetzt einrichten

Der Spruch „Wenn du nicht mehr weiter weißt, gründe einen Arbeitskre­is“, ist zwar auch Wurm be- kannt, dennoch findet er einen solchen jetzt richtig: Experten aus Bund, Land, Gemeinden, Architekte­n, Bauleute etc. sollten sich zusam- mensetzen, um Regeln für wirtschaft­liches Bauen zu erarbeiten.

Insgesamt sind durch hohe Auflagen und Grundpreis­e auch die Förderzusa­gen für neue Wohnungen eingebroch­en (siehe Grafik links) . Im letzten Jahr wurden nur noch 22.600 Wohnungen gefördert, was einen Tiefstand bedeutet. Warum? Weil etwa die Baukosten zu hoch sind, sie übertreffe­n oft die Förder-Richtlinie­n. Und es werden auch (in Wien) nur Objekte gefördert, deren Baugrundko­sten bis zu 250 Euro pro m2 liegen – gibt es aber kaum mehr. Was mit den nicht vergebenen Förderungs­beträgen passiert? Sie haben halt kein Mascherl (sind nicht zweckgebun­den), die Länder können also nach Gutdünken mit ih

nen umgehen . . .

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Bauträger: „Baukosten, sparen um biiliger zu wohnen.“
Karl Wurm, Gemeinnütz­ige Bauträger: „Baukosten, sparen um biiliger zu wohnen.“

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