Warum Wohnen so teuer ist
Billige Wohnungen sind Mangelware. Es gibt nun neue Vorschläge nach dem Motto: Mehr bauen – Kosten dämpfen.
Immer mehr Leute in Österreich, die dringend preiswerte Wohnungen brauchen und gleichzeitig immer mehr Angebot im gehobenen „Schöner Wohnen“Bereich, aber nicht im billigen Segment. Das ist unser Problem, es gibt aber auch ein paar handfeste Vorschläge, wie man es zumindest verbessern könnte, ist Karl Wurm, Obmann des Verbandes der gemeinnützigen Bauvereinigungen, überzeugt.
Dass man mehr bauen muss, ist klar. Wurm schlägt dazu ein Programm für leistbares Wohnen vor, das dem steigenden Wohnungsbedarf durch Bevölkerungswachstum in den Städten und den stark wachsenden Wohnkosten durch immer teureres Bauen Rechnung tragen soll.
Einfacher und günstiger bauen
Das klingt zwar nach Rückschritt, denn wir alle wollen gerne naturnahen Parkettboden und Ähnliches haben. „Stimmt“, sagt Karl Wurm, „aber vor allem durch kostentreibende bautechnische Anforderungen und Auflagen für Energieeffizienz sind die Baukosten enorm gestiegen und dadurch klarerweise die Wohnungen teurer geworden. Es gilt daher überhöhte Auflagen einzudämmen, ohne dass die Leute an Wohnqualität verlieren.“
Wesentlich wäre eine Entschärfung der öffentlichen Auflagen. Beispiel Brandschutz. Hier haben zuletzt Bedingungen der Feuerwehr, Rauchwarnmelder etc. zu beträchtlichen Mehrkosten geführt. Die Reduktion des Schallschutzstandards für Außenfenster führt zu keinen Einbußen des Lebensqualität, aber zu spürbarer Kostenminderung. „Es müssen auch nicht 100 Prozent aller Objekte barrierefrei gestaltet sein.“Ein Beispiel für neue Normen aus Wien: Trafo-Stationen für die Hauselektrik durften früher immer im Keller sein, jetzt müssen sie (Belüftung) ebenerdig sein. Dadurch geht Nutzfläche im Haus verloren, wodurch die einzelnen Wohnungen teurer werden.
Wurm: „Insgesamt ließe sich da durch Vereinfachungen ein Baukosten-Einsparungspotential von zirka zehn Prozent realisieren. Für billige Wohnungen muss es eben nicht nur Luxus sein.“
Die Verfahren beschleunigen
Bauverfahren nehmen durch verschärfte Regelungen immer mehr Zeit in Anspruch. Auch wenn es heute schon einige Projekte für günstigeres Wohnen in neue Wohnanlagen gibt: Ein Projekt dauert derzeit von der Einreichung bis zum Baubeginn im Schnitt zwei Jahre. Hier könnte man die hohen Normen etwas herunterschrauben, ohne natürlich auf Wichtiges zu verzichten.
Neues Bauland mobilisieren
Im Raum rund um Wien etwa gibt es so gut wie kein günstiges Bauland mehr, die Grundstücke kosten deutlich mehr als noch vor ein paar Jahren, die Preise steigen immer noch. In Wien etwa ist Bauland unter ca. 600 € pro m2 kaum mehr zu bekommen, in sehr guten Lagen sind es 1000 € und mehr. Hier müssten die Behörden von Bund und Land mit Baulandumwidmungen auf den Plan treten.
Baukosten-Beirat jetzt einrichten
Der Spruch „Wenn du nicht mehr weiter weißt, gründe einen Arbeitskreis“, ist zwar auch Wurm be- kannt, dennoch findet er einen solchen jetzt richtig: Experten aus Bund, Land, Gemeinden, Architekten, Bauleute etc. sollten sich zusam- mensetzen, um Regeln für wirtschaftliches Bauen zu erarbeiten.
Insgesamt sind durch hohe Auflagen und Grundpreise auch die Förderzusagen für neue Wohnungen eingebrochen (siehe Grafik links) . Im letzten Jahr wurden nur noch 22.600 Wohnungen gefördert, was einen Tiefstand bedeutet. Warum? Weil etwa die Baukosten zu hoch sind, sie übertreffen oft die Förder-Richtlinien. Und es werden auch (in Wien) nur Objekte gefördert, deren Baugrundkosten bis zu 250 Euro pro m2 liegen – gibt es aber kaum mehr. Was mit den nicht vergebenen Förderungsbeträgen passiert? Sie haben halt kein Mascherl (sind nicht zweckgebunden), die Länder können also nach Gutdünken mit ih
nen umgehen . . .