Kronen Zeitung

Konzerte kurz

- Stefan Musil

THEATER AN DER WIEN: Zurück zum Ursprung: In Alessandro Scarlattis Oratorium „Il primo omicidio“erschlägt Kain seinen Bruder Abel. Das klingt spannender, als es mit dem Concerto Italiano unter Rinaldo Alessandri­ni realisiert werden konnte. Die Osterzeit ist eine ideale Zeit, um in der Oratorienk­iste zu kramen. Praktisch also, wenn der tüchtige Concerto Italiano gerade mit einer Rarität tourt.

An der Wien gab es das Reise-Finale, in der „Agrippina“-Kulisse, vor der faschistis­chen Architektu­r-Ikone des Palazzo della Civiltà italiana. Damals ging’s nicht fein zu, in Agrippinas Rom erst recht nicht. Und am Beginn der Menschheit – siehe Kain und Abel – schon gar nicht.

1707 hat Scaralatti den Stoff für Venedig vertont. Ein braves Oratorium, das erst im zweiten Teil Reizvoller­es bietet. René Jacobs, der mit „Griselda“gezeigt hat, was für ein Musikdrama­tiker Scarlatti sein kann, hat auch den „Omicidio“auf CD dank großartige­r Solisten aufgewerte­t. An der Wien fehlten solche Stimmen. Schon ein wenig in die Jahre gekommen schienen da die ersten Menschen.

So konnte Sonia Prina als Kain nicht ganz verleugnen, dass bereits eine Menge Kolorature­n ihrer Altstimme entsprunge­n sind. Der Abel von Monica Piccinini hätte weniger wohlerzoge­n und lebendiger mehr gefallen. In Sachen Intonation und Stimmagili­ät schienen auch die Eltern der beiden, Adam und Eva, Roberta Invernizzi und Carlo Allemano, ihre allerbeste­n Jahre hinter sich zu haben. Kernig dunkel unternahm dagegen Bass Salvo Vitale seine Verführung­sversuche als Lucifero, und auch sein Konterpart, die Stimme Gottes, klang stimmschön dank Counterten­or Aurelio Schiavoni im alttestame­ntarischen Ensemble.

Rinaldo Alessandri­nis umsichtige Leitung half ebenso wenig, aus den zwei Bibelstund­en doch noch ein kleines Abenteuer zu machen.

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