Konzerte kurz
THEATER AN DER WIEN: Zurück zum Ursprung: In Alessandro Scarlattis Oratorium „Il primo omicidio“erschlägt Kain seinen Bruder Abel. Das klingt spannender, als es mit dem Concerto Italiano unter Rinaldo Alessandrini realisiert werden konnte. Die Osterzeit ist eine ideale Zeit, um in der Oratorienkiste zu kramen. Praktisch also, wenn der tüchtige Concerto Italiano gerade mit einer Rarität tourt.
An der Wien gab es das Reise-Finale, in der „Agrippina“-Kulisse, vor der faschistischen Architektur-Ikone des Palazzo della Civiltà italiana. Damals ging’s nicht fein zu, in Agrippinas Rom erst recht nicht. Und am Beginn der Menschheit – siehe Kain und Abel – schon gar nicht.
1707 hat Scaralatti den Stoff für Venedig vertont. Ein braves Oratorium, das erst im zweiten Teil Reizvolleres bietet. René Jacobs, der mit „Griselda“gezeigt hat, was für ein Musikdramatiker Scarlatti sein kann, hat auch den „Omicidio“auf CD dank großartiger Solisten aufgewertet. An der Wien fehlten solche Stimmen. Schon ein wenig in die Jahre gekommen schienen da die ersten Menschen.
So konnte Sonia Prina als Kain nicht ganz verleugnen, dass bereits eine Menge Koloraturen ihrer Altstimme entsprungen sind. Der Abel von Monica Piccinini hätte weniger wohlerzogen und lebendiger mehr gefallen. In Sachen Intonation und Stimmagiliät schienen auch die Eltern der beiden, Adam und Eva, Roberta Invernizzi und Carlo Allemano, ihre allerbesten Jahre hinter sich zu haben. Kernig dunkel unternahm dagegen Bass Salvo Vitale seine Verführungsversuche als Lucifero, und auch sein Konterpart, die Stimme Gottes, klang stimmschön dank Countertenor Aurelio Schiavoni im alttestamentarischen Ensemble.
Rinaldo Alessandrinis umsichtige Leitung half ebenso wenig, aus den zwei Bibelstunden doch noch ein kleines Abenteuer zu machen.