Wer’s glaubt, wird selig!
„Ja, ja“, sagte der Witwer Georg D. , der beim Grab seiner Frau saß, tiefsinnig und nahm einen tiefen Schluck aus seinem mitgebrachten Schnapsfläschchen. „Jetzt liegts aa scho a Jahrl unter der Erd, mei guate Therese. De Zeit vergeht. De an liegn do untn, und de andern sitzn obn, und dann is wieder umgekehrt, das Leben is ein ewiges Auf und Ab. Aber schön liegt’s da, mei Therese, da kann kaner was sagn. Wann se de Therese von obn so liegn siecht, wirds a Freud mit mir habn. Überhaupt jetzt nach Ostern, wo i ihr Graberl so schön hergricht hab! Wia lang is denn bei Ihna scho her, gnä Frau, dass S kan Mann habn?“
„Wie Sie wissen, schon länger“, antwortete die am Nebengrab sitzende Witwe Anne F. sehr kurz.
„Wundert mi eh“, meinte Herr D. nach einem zweiten Schluck. „Se habn immerhin a Häuserl, da findt ma se do leicht no wen. Warum beißt denn da kaner mehr an? Na ja, de Männer san heut aa scho verwehnt. A Junge frisst eben aa net mehr wia a Alte. Des is a alte Weisheit.“
„Gehn S, bitte, sind S stad“, forderte Frau F.
„Bin i eh scho“, meinte der Pensionist. „I waß, Se wolln ka Aussprach. I man ja nur, weil S ja scho zwamal verheirat warn. Se stengan ja namentlich unteranander de Herrn Gattn, sie liegn ja aufanander de verflossenen Herrn Gemähler. Alle guatn Dinge san halt drei, net wahr. Da drinnen hat no leicht a Dritter Platz.“
„So sprach er jedes Mal mit mir“, sagte die Witwe zum Bezirksrichter. „Der Mann verblödet zusehends. Er trinkt, er raucht am Grab, kürzlich hat er sogar, weil im Park kein Betrieb mehr ist, einen fremden Pensionisten mitgebracht und hat mit dem auf meinem Bankerl zum Kartenspielen angfangt. Beschwerden bei der Friedhofsverwaltung nützen nichts, jetzt gehe ich eben den gerichtlichen Weg.“
„Se mit Ihnera Pietät“, sagte der Pensionist, der leicht eingespritzt zur Verhandlung gekommen war, „Se kumman nur am Friedhof, damit ma siecht, wann S an neichn Huat habn. Aber i bin eben mit meiner Therese no immer in Verbindung. Se hat immer zu mir gsagt: Rauch net daham, rauch im Freien. Des tua i jetzt, am Friedhof san ja kane Vurhäng. Und an Schluck in Ehren kamma an würdigen Stätten niemand verwehren. Am allerwenigsten Se, mit Ihnerer Totnmandasammlung.“
Der Richter brachte einen Vergleich zustande.