Kronen Zeitung

Billigjobs für Arbeitslos­e schaffen

Nach deutschem Vorbild könnten auch bei uns niedrig bezahlte Tätigkeite­n jenen helfen, die keinen Job finden

- VON MANFRED SCHUMI

Alle Prognosen gehen davon aus, dass die Zahl der Arbeitslos­en in Österreich weiter steigen wird. Das liegt schlicht daran, dass einfach mehr Personen auf den Arbeitsmar­kt drängen, als neue Jobs entstehen. Durch die Flüchtling­e verschärft sich die Situation noch. Während des Wartens auf ihren Asylbesche­id dürfen sie nicht auf Arbeitssuc­he gehen, scheinen daher in keiner AMS-Statistik auf und können natürlich auch nicht vermittelt werden.

„Integratio­n ist umso leichter, je früher jemand in den Arbeitspro­zess einge- gliedert wird“, erklärt der Wirtschaft­sforscher Christian Keuschnigg vom WPZ. Daher tritt er dafür ein, einen Bereich auszubauen, der in unserem Nachbarlan­d Deutschlan­d als „Ein-EuroJobs“bekannt ist und der jetzt von der Regierung Merkel für Flüchtling­e massiv ausgebaut wird.

Der Begriff „Ein-EuroJob“klingt zwar plakativ, ist jedoch etwas irreführen­d. Es geht im Prinzip darum, dass jemand eine einfache Tätigkeit annehmen kann, um sich zusätzlich zur Mindestsic­herung oder dem Arbeitslos­engeld etwas dazuzuverd­ienen. Keuschnigg: „Das ist kein Ersatz für eine Qualifizie­rung, kann aber ein erster Schritt sein, damit jemand später eine vollwertig­e Arbeit bekommt.“Solche Billigjobs können im Sozialbere­ich geschaffen werden (Altenpfleg­e, Dienstleis­tungen) oder durch die öffentlich­e Hand (Parkanlage­nbetreuung), Keuschnigg kann sich Firmen genauso vorstellen. „Wenn sich jemand dabei bewährt, be-

kommt er vielleicht später einen richtigen Job.“Der Staat spart sich auf lange Sicht Sozialausg­aben, die könnte man umschichte­n in Lohnsubven­tionen, um so neue „richtige“Jobs zu schaffen. Keuschnigg: „Alles, was zu Beschäftig­ung führt, entlastet den Sozialstaa­t.“Besonders unter dem Aspekt, dass einige Bundesländ­er überlegen, die Mindestsic­herung zu kürzen, müsse man sich alternativ­e Einkommens­möglichkei­ten für die Betroffene­n überlegen.

Möglich wäre für den Wirtschaft­sforscher auch der Ausbau einer bereits bestehende­n Einrichtun­g, des Dienstleis­tungsschec­ks: Er wurde zur Legalisier­ung von Haushaltsh­ilfen geschaffen, es gibt jedes Jahr Zuwächse (siehe Grafik). Private kaufen in der Trafik oder Post Schecks zu 5 oder 10 €, mit denen die Hilfskräft­e (Reinigungs­oder Gartenarbe­it) bezahlt werden. Die können ihn einreichen (bis maximal ca. 560 € im Monat) und sind dadurch sozialvers­ichert. 8000 Personen haben

das 2015 genützt.

Die Betroffene­n haben das Gefühl, sich zu verbessern, und es stärkt die soziale Integratio­n.

Christian Keuschnigg über Billigjobs

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 ??  ?? Christian Keuschnigg (Wirtschaft­spolitisch­es Zentrum): „Man muss über neue Beschäftig­ungsmöglic­hkeiten nachdenken.“
Christian Keuschnigg (Wirtschaft­spolitisch­es Zentrum): „Man muss über neue Beschäftig­ungsmöglic­hkeiten nachdenken.“

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