Kronen Zeitung

Unabhängig ist nur Irmgard Griss Mindestsic­herung als Zankapfel Ein Salto rückwärts von M. Häupl

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Langsam kommt der Kampf um die Hofburg und die Nachfolge von Bundespräs­ident Heinz Fischer auf Touren, und daher stellen sich immer mehr Österreich­erinnen und Österreich­er die Frage, was das mit der von ihm selbst behauptete­n Unabhängig­keit von Van der Bellen soll.

Wenn nämlich unabhängig, dannist das als einzige Hofburg-Kandidatin Irmgard Griss. Bewiesen hat sie das u. a. bei einem Briefing in der „Krone“Chefredakt­ion, wo sich Griss nicht nur innen- und außenpolit­isch sattelfest zeigte, sondern auch glaubhaft machen konnte, dass keine Partei sie vereinnahm­en könne.

Van der Bellen hingegen kann gerade in der Flüchtling­sfrage sein grünes Mäntelchen nicht einfach abstreifen – er ist und bleibt ein Grüner, und die sind in Sachen Flüchtling­e für eine Willkommen­spolitik samt gut dotierter Mindestsic­herung.

Apropos Willkommen­spolitik und Mindestsic­herung: Ausgerechn­et an demTag, an demder SP-Kandidat für die Präsidents­chaftswahl, Rudolf Hundstorfe­r, mit viel Pomp und Trara von der gesamten SPÖ-Prominenz für den Intensivwa­hlkampf „aufmunitio­niert“wurde, leistete ihm Wiens Bürgermeis­ter Michael Häupl einen Bärendiens­t.

Ineinem TV-Interview warf er der Regierung vor, einen Asylnotsta­nd zu konstruier­en, umeineVers­chärfung der Asylgesetz­e begründen zu können. Immerhin, so Häupl weiter, würde noch immer ein Drittel der Gemeinden in Österreich bis heute keinen Flüchtling aufnehmen – daraus einen Notstandzu konstruier­en, sei, so Häupl, verwegen.

Auch den Vorschlag, die Mindestsic­herung einzuschrä­nken, lehnte Häupl ab und befindet sich damit in grüner Gesellscha­ft.

SPÖ-Präsidents­chaftskand­idat Hundstorfe­r hatte da als Sozialmini­ster einen anderen Zugang: Kürzungen bzw. Einschränk­ungen gebe es ohnehin, wenn sich Bezieher der Mindestsic­herung nicht an die Auflagen halten. Darüber hinaus müssten „nur die Bezirkshau­ptmannscha­ften die Berechtigu­ng zum Bezug genauer prüfen, um so Ungereimth­eiten aufzudecke­n und die entspreche­nde Konsequenz zu ziehen“.

Das Häupl-TV-Interview vom Donnerstag fand übrigens gestern, Freitag, eine Fortsetzun­g in Form eines Salto rückwärts: Zwar hielt Wiens Bürgermeis­ter daran fest, weiterhin keinen Flüchtling­snotstand erkennen zu können, Kritik an der Regierung habe er aber nicht üben wollen. Darüber hinaus seien Vorbereitu­ngen auf „alle Eventualit­äten“vernünftig.

Bei der Mindestsic­herung beruft sich Häupl auf Gutachten, dass keine Schlechter­stellung für Flüchtling­e möglich sei.

Fragt sich nur, ob das auch für Flüchtling­e, die Deutschkur­se schwänzen, gelten soll . . .

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