Buchungsfrust trotz Reiselust
Die Österreicher sind heuer durch Terror und Flüchtlinge verunsichert.
Die Österreicher sind im Ferien-Dilemma: 98% der Konsumenten wollen Urlaub machen und sind bereit, dafür in Summe mehr als fünf Milliarden € auszugeben. Aber Terrorangst, Flüchtlingsdebatten und Zukunftssorgen dämpfen die Reiselust im Moment gewaltig. „Viele Familien lassen sich dieses Jahr bei der Buchung noch Zeit“, weiß Lisa Weddig vom Reise-Riesen Tui. Paare mit Kindern sind ein gutes Stimmungsbarometer, da sie normalerweise die Ersten sind, die sich ihre Betten im Lieblingshotel zum Wunschtermin sichern.
Selbst Aktionen für Schnellentschlossene, die Ferien um bis zu 40% billiger machen, können die Zurückhaltung nicht knacken. „Unsere Frühbucher-Boni werden 2016 nicht so stark genutzt wie in der Vergangenheit“, berichtet Rewe-TouristikBoss Martin Fast. Billa gewährte daher z. B. Kunden, die bis Ende März ge- bucht haben, in Griechenland und Zypern GratisStorno-Varianten.
Die Urlaubskassen sind keinesfalls leer. Heuer wären wir nach aktuellen Umfragen sogar bereit, mehr in Ferien zu investieren als sonst. Dafür erwar-
ten sich die Reisenden aber ein „Heile Welt“-Paket. Wer das nicht garantieren kann, verliert. „Tunesien ist von der touristischen Landkarte verschwunden, und wir registrieren weniger Buchungen für türkische und ägyptische Ziele“, stellt VerkehrsbüroVorstand Helga Freund vom größten österreichischen Tourismuskonzern fest. Die konkreten Zah- len: Ägypten (–60 %), Türkei (–50%), Tunesien verzeichnet auch Rückgänge im zweistelligen ProzentBereich. Das östliche Griechenland nahe der Türkei ist ebenfalls betroffen: Kos, Samos, Chios,
Lesbos haben ein Buchungsminus von 70–80 % im Vergleich zum Sommer 2015. Einzige Ausnahme: Cluburlaube wie Magic-Life-Offerte sind auch in zurückhaltend gebuchten Zielen relativ gut nachgefragt.
Gewinner im Sommer 2016 werden nach jetziger Sicht Spanien und Teile Griechenlands sein. Zuwächse gibt es etwa auf den beliebten Ferieninseln Kreta, Rhodos und Korfu. „Das hohe Sicherheitsbe- dürfnis und die geografische Nähe zu Österreich kommt Kroatien zugute“, erläutert Ruefa-Chef Walter Krahl. Davon profitiert auch Italien extrem. Ein neuer Liebling der Österreicher ist Bulgarien mit Zuwächsen von fast 80%. „Bei Fernreisen sind Kuba und Amerika Verkaufsschlager“, analysiert Thomas-Cook-ÖsterreichChef Ioannis Afukatudis. Beliebt sind weiterhin Städtereisen – hier sind neben Rom heuer unter anderem nordische Metropolen wie Stockholm gefragt.
Vom Bedürfnis nach Sicherheit könnten dieses Jahr auch die heimischen Hoteliers profitieren. Urlaub im eigenen Land steht hoch im Kurs. Allerdings muss das Wetter mitspielen.