Morddrohungen
Alois Dürlinger ist Dechant in St. Veit im Pongau. Er lebt dort auf einem hübschen Fleckerl mit sechs Pferden und anderen Tieren wie ein Bauer. Dabei ist er weltoffen. Wenn es in Rom wieder einmal engstirnig hergeht, traut er sich was zu sagen, das den Oberen nicht passt. Das gefällt mir.
Er tut auch was. Zum Beispiel hat er 17 Flüchtlinge aufgenommen und kümmert sich darum, dass sie sich integrieren. Die helfen jetzt den alten Frauen in St. Veit beim Einkaufen.
Als ich ihn zuletzt gesehen hab, hat der Dürlinger aber gar nicht gut ausgesehen. Der liebenswerte Landpfarrer hat von ein paar Kriminellen ganz grauslige Morddrohungen gekriegt. Einige Menschen finden anscheinend, dass er etwas getan hat, wofür er sein Leben nicht mehr verdient: Dürlinger hat heuer die Osterkerzen mit Stacheldraht umwickelt. Als Aufruf für mehr Menschlichkeit gegenüber jenen Flüchtlingen, die an den Grenzen im Dreck und Elend sitzen.
Jeder kann über Flüchtlinge denken, wie er will. Ich bin auch nicht dafür, dass alle Grenzen offen sind und jeder in unser Land spazieren kann, wenn ihm danach ist. Aber wenn ein Geistlicher nicht für diese Menschen, die ihre Heimat verloren haben und in Not sind, da ist, wäre er ein schlechter Christ.
Morddrohungen an einen wie unseren Alois Dürlinger sind eine Frechheit. Er tut mir von Herzen leid, und ich wünsche ihm, dass er sich davon nicht entmutigen lässt.