Kein Stammtisch
Es ist ein heikles Thema: Darf man in Internetforen oder in neuen Medien wie Facebook alles schreiben, was einem so einfällt?
Schwierig ist es übrigens deswegen, weil sich allfällige Kritik an manchen Einträgen auch gegen potenzielle Kunden richteten könnte: Ein Fußballfan, um beim Thema Sport zu bleiben, liest ja auch Zeitungen und sitzt vorm Fernseher. Den will man natürlich nicht verärgern.
Trotzdem muss man klar Stellung beziehen: Was bei einer Runde Bier von sich gegeben wird, bleibt in kleinem Kreis und ist morgen verges- sen. Geschriebene Worte im Internet dringen hingegen nach außen und stehen für die Ewigkeit.
Wenn man also behauptet, dass Österreichs Tormann Ramazan Özcan am letzten Dienstag absichtlich patzte, weil er türkische Wurzeln hat und quasi seinen „Landsleuten“helfen wollte, ist das nicht nur unfair und unsportlich – solche Behauptungen sind auch diskriminierend und gemein: Genauso gut (oder schlecht) könnte man ihm vorwerfen, dass er ein halber Bayer wäre, weil er auch in der Bundesliga gegen David Alaba und Co. einen Fehler begangen hatte. Oder ist Özcan gar Pole, weil er damals Robert Lewandowski das 1:0 ermöglicht hatte?
Natürlich Unsinn! Der Vorarlberger ist ein toller Goalie auf der Linie, hat aber gewisse Probleme beim Herauslaufen, er ist kein technisch versierter Kicker wie Manuel Neuer.
Bei allem verständlichen Ärger über ein unnötiges Gegentor sollte man nie vergessen: Mit Worten kann man Dampf ablassen, aber auch verletzen. Die virtuelle Welt ist kein Stammtisch.