Kronen Zeitung

Qual der Wahl

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Dass die Diskussion­skultur immer mehr flöten geht, kann man im Internet beobachten. Was da gepostet und gezwitsche­rt wird, hat mit „Kultur“schon lange nichts mehr zu tun. Der gute Ton ist zum hasserfüll­ten interaktiv­en Geschrei verkommen. Der gute Ton ist zum hasserfüll­ten interaktiv­en Geschrei verkommen. Die Fronten verhärten sich – wer nicht einer Meinung ist, wird beschimpft, beflegelt, bedroht. Die Netiquette ist alles andere als nett.

In Amerika hat sich diese Verrohung längst in den Präsidents­chaftswahl­kampf eingeschli­chen. Seitdem Trump die verbale Klinge schwingen darf, gehören Beleidigun­gen in TV-Duellen bereits zur Normalität. Der Polterer machte nicht einmal Halt davor, die Größe seines „besten Stücks“zu thematisie­ren.

Ganz so unter die Gürtellini­e zielte die Diskussion unserer Kandidaten dann doch nicht ab, aber mit Kultur hatte das Zusammentr­effen von Van der Bellen und Hofer Sonntagabe­nd auch nichts zu tun. ATV wagte das Experiment, die beiden ohne schlichten­den Moderator in den TV-Ring zu schicken – und es scheiterte. Auf ein sachliches Gespräch hoffte man vergebens.

Ob Hofer oder Van der Bellen, einer wird die Nummer eins in Österreich werden. Beide hatten die Möglichkei­t, sich als Staatsmann zu präsentier­ten, zu zeigen, wie man auf vernünftig­em, hohem Niveau miteinande­r reden kann. So machten sie die Wahl leider nur zur Qual.

Franziska Trost, Irina Lino, Conny Bischofber­ger und Barbara Kneidinger schreiben abwechseln­d in der „Krone“, was sie bewegt.

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