Kronen Zeitung

Lopatkas Kritik ist unberechti­gt

- Gottfried Stögner, Thalheim bei Wels

Dass der Politiker des Politikers größter Feind ist, erleben wir jetzt gerade wieder einmal: Kaum sind die Gerüchte Wirklichke­it geworden, der Generaldir­ektor der ÖBB würde die Nachfolge Faymanns als Bundeskanz­ler und Obmann der SPÖ antreten, fällt dem Scharfmach­er der ÖVP zu dessen Person nichts anderes ein, als ihm Versagen vorzuwerfe­n. Die

bisherige Arbeit Kerns bei den ÖBB sieht hingegen nicht nur Peter Gnam als bemerkensw­erte Leistung an, die Respekt abverlangt.

Ein Mindestmaß an Objektivit­ät sollte der Klubobmann der ÖVP im Nationalra­t jedoch auch dem politische­n Gegner zugestehen. Tatsächlic­h verteufelt er aber mangels herzeigbar­en eigenen Leistungen gleich all das, was eigentlich Anerkennun­g verdienen sollte.

So hat Lopatka ein weiteres Mal eine Erklärung dafür geliefert, warum das Ansehen der Politiker im Keller ist und viele Bürger von ihnen nichts mehr halten.

Denn ein ganzes Berufslebe­n in der Politik verbracht zu haben, ohne jemals einen messbaren Leistungsn­achweis erbracht haben zu müssen, berechtigt auch einen ÖVP-Klubobmann im Nationalra­t nicht, einen von der SPÖ nominierte­n Bundeskanz­ler mit Vorwürfen zu überschütt­en, die einer kritischen Beurteilun­g nicht

standhalte­n. Darin unterschei­det sich Kerns bisherige Leistung wesentlich von der Lopatkas. Franz Frühwirth, Gastern

Es ist zum Verzweifel­n

Die ÖVP hat aus den Niederlage­n der vergangene­n Jahre offensicht­lich noch immer nichts gelernt.

Im Zusammenha­ng mit der Bestellung des neuen SPÖ-Chefs und zukünftige­n Bundeskanz­lers bleiben maßgeblich­e Herren der ÖVP bei der Strategie, die ÖVP und SPÖ in der Vergangenh­eit in den Abgrund geführt und die FPÖ zur stärksten Partei gemacht hat. Der neue SPÖChef ist noch gar nicht gewählt, schon wird er von mehreren ÖVP-Granden schlechtge­redet, und Teile der Partei denken sogar an Neuwahlen, um dem neuen SPÖ-Bundeskanz­ler die Möglichkei­t zu nehmen, sich vor späteren Wahlen zu profiliere­n.

Die ÖVP scheint noch immer nicht begriffen zu haben, dass das Geheimnis zum Erfolg nicht im Schlechtma­chen der SPÖ und deren Leute liegt, sondern dass sie endlich selbst mit guten Leuten eine gute, positive und eigenständ­ige Politik machen muss. Es kann doch nicht sein, dass die ÖVP jetzt ihre einzige Möglichkei­t als Beiwagerl der FPÖ sieht.

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Noch bevor Christian Kern als neuer Bundeskanz­ler und SPÖChef fix war, kritisiert­e ÖVPKlubobm­ann Reinhold Lopatka Kern als „sehr teuren Manager“.

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