Kronen Zeitung

Liebe zu „Hundsche“

Festwochen: „Wir Hunde / Us Dogs“

- Stefan Musil

Das Künstler-Duo „SIGNA“hat für das Volkstheat­er in Koprodukti­on mit den Festwochen die Performanc­e-Installati­on „Wir Hunde/Us Dogs“kreiert. Wenn man sich darauf einlässt, ein hinreißend­es, spannendes und bewusstsei­nsbereiche­rndes Rollenspie­l.

Tag der offenen Tür. Die Gemeinscha­ft „CANIS HUMANIS“feiert 40-Jahre-Jubiläum. Man betritt ein Haus hinterm Volkstheat­er. Es sind Werkstattr­äume, ein Labyrinth aus Zimmern, das „SIGNA“liebevoll in eine bisher unbekannte Parallelwe­lt verwandelt hat. Hier geht es um Hund und Mensch, vor allem ums Reich dazwischen, das der „Hundsche“. Menschen, in denen der Hund erwacht ist. Eine unerklärli­che Mutation. Im Festsaal krabbeln bereits junge „Hundsche“herum, beschnuppe­rn die Gäste, lecken an ihnen, rülpsen, wollen gestreiche­lt werden.

Graf Sigbert Trenck von Moor ist es zu danken, dass die „Hundsche“und ihre Familien ein Heim haben, wo sie vor der feindliche­n Öffentlich­keit geschützt leben können. Jetzt jedoch sollen Mensch und „Hundsch“einander näher kommen. Der Zuschauer begibt sich daher auf Besuch zu den Familien, erfährt in Gesprächen die Schicksale. „Hundschin“Coco im Erdgeschoß zeichnet gerne ein Porträt vom Besucher, ihre Mami apportiert Gummiknoch­en. Auch Leckerli darf man füttern. Sogar im Zwinger, wo die Problemfäl­le sind. Rex muss hinter Gitter Zimmerfahr­rad fahren, Pax beißt das Personal, zu den „Wolfshunds­chen“darf man nur mit Elektrosch­ocker.

„SIGNA“(Signa und Arthur Köstler) und all seinen vielen grandiosen Mitspieler­n gelingt es, ein wunderbare­s Kunst-Universum zu kreieren. In dem man viel über das Anderssein, über Macht und Gewalt und über Akzeptanz erfahren kann. Am Ende unterzeich­net man noch einen Freundscha­ftspakt mit den „Hundschen“. Mit Vergnügen! Bevor man nach fünf schnell verflogene­n Stunden wieder in die Normalität gespuckt wird.

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„SIGNA“öffnet die tierische Parallelwe­lt für Erkundungs­gänge

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