Reizvoll-dichtes Operndrama
Pfingstfestspiele Salzburg: Zingarellis „Giulietta e Romeo“
Eine Opernrarität, die den Blick in die Welt der romantischen Musik öffnet: Mit Nicolo Antonio Zingarellis „Giulietta e Romeo“wandeln Cecilia Bartolis exklusive Festspiele nach der Premiere von Bernsteins „West Side Story“wieder auf gewohnten Wegen. Und erfreuten das Publikum!
Zingarellis Oper zählte bis um die 1820er-Jahre zu den meistgespielten in Europa – bis die ersten Erfolge eines Rossini, Bellini oder Donizetti, etwa dessen „Lucia di Lammermoor“, das Werk des Neapolitaners von den Spielplänen verdrängten. Dabei hat „Giulietta e Romeo“durchaus Reizvolles zu bieten. Und überrascht mit dramaturgischer Dichte, in der Dramatik ebenso Platz hat wie Gefühl, ohne aber in große Operngesten abzugleiten. Zingarellis Kniff ist auch, aus William Shakespeares Drama sechs Personen herauszufiltern (Libretto: Giuseppe Maria Foppa), dem Drama mit geplanter Hochzeit Giulettas mit Teobaldo den Anstoß zur Tragödie zu geben. Und sie bleibt so auch musikalisch im Fluss.
Rezitativ, Arie, Rondo. Zingarelli verdichtet sie zu einem Ganzen, trägt mit dem Orchester die virtuosen, anspruchsvollen Soli in perfekter Weise. Und zieht so das Publikum in den Bann der Geschichte . . .
Dirigent George Petrou, die Armonia Atenea und die Männer des Chores der Armonia Atenea (auch ein Kunstgriff Zingarellis, Ensembleszenen mit tiefen Stimmen zu ergänzen) folgen überzeugend den Intentionen des Werkes: das Wesentliche effektvoll zu erzählen. Im Mittelpunkt stehen die großen menschlichen Gefühle Liebe und Hass, aber auch Hoffnung auf Glück: Countertenor Franco Fagioli überzeugt als Romeo mit technischer Brillanz, Ann Hallenberg (eben in London mit einem Opera Music Award ausgezeichnet) als Giulietta mit solidem Mezzo. Ein optisch ungleiches Paar, das bestens zusammenklingt.
Den Nachklang der Kastratenära, in der Männerstimmen untergeordnet waren, prägen neben Giuliettas Freundin Matilde (Irini Karamanni) die Rollen Gilberto (Countertenor Xavier Sabata), Everando (Tenor Bogdan Mihai) und Tebald (TenorJuan Sancho). Jubel!