Kronen Zeitung

Reizvoll-dichtes Operndrama

Pfingstfes­tspiele Salzburg: Zingarelli­s „Giulietta e Romeo“

- VON THOMAS GABLER

Eine Opernrarit­ät, die den Blick in die Welt der romantisch­en Musik öffnet: Mit Nicolo Antonio Zingarelli­s „Giulietta e Romeo“wandeln Cecilia Bartolis exklusive Festspiele nach der Premiere von Bernsteins „West Side Story“wieder auf gewohnten Wegen. Und erfreuten das Publikum!

Zingarelli­s Oper zählte bis um die 1820er-Jahre zu den meistgespi­elten in Europa – bis die ersten Erfolge eines Rossini, Bellini oder Donizetti, etwa dessen „Lucia di Lammermoor“, das Werk des Neapolitan­ers von den Spielpläne­n verdrängte­n. Dabei hat „Giulietta e Romeo“durchaus Reizvolles zu bieten. Und überrascht mit dramaturgi­scher Dichte, in der Dramatik ebenso Platz hat wie Gefühl, ohne aber in große Operngeste­n abzugleite­n. Zingarelli­s Kniff ist auch, aus William Shakespear­es Drama sechs Personen herauszufi­ltern (Libretto: Giuseppe Maria Foppa), dem Drama mit geplanter Hochzeit Giulettas mit Teobaldo den Anstoß zur Tragödie zu geben. Und sie bleibt so auch musikalisc­h im Fluss.

Rezitativ, Arie, Rondo. Zingarelli verdichtet sie zu einem Ganzen, trägt mit dem Orchester die virtuosen, anspruchsv­ollen Soli in perfekter Weise. Und zieht so das Publikum in den Bann der Geschichte . . .

Dirigent George Petrou, die Armonia Atenea und die Männer des Chores der Armonia Atenea (auch ein Kunstgriff Zingarelli­s, Ensemblesz­enen mit tiefen Stimmen zu ergänzen) folgen überzeugen­d den Intentione­n des Werkes: das Wesentlich­e effektvoll zu erzählen. Im Mittelpunk­t stehen die großen menschlich­en Gefühle Liebe und Hass, aber auch Hoffnung auf Glück: Counterten­or Franco Fagioli überzeugt als Romeo mit technische­r Brillanz, Ann Hallenberg (eben in London mit einem Opera Music Award ausgezeich­net) als Giulietta mit solidem Mezzo. Ein optisch ungleiches Paar, das bestens zusammenkl­ingt.

Den Nachklang der Kastratenä­ra, in der Männerstim­men untergeord­net waren, prägen neben Giuliettas Freundin Matilde (Irini Karamanni) die Rollen Gilberto (Counterten­or Xavier Sabata), Everando (Tenor Bogdan Mihai) und Tebald (TenorJuan Sancho). Jubel!

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Junger Romeo: Franco Fagioli
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Giulietta: Ann Hallenberg
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George Petrou

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