Kronen Zeitung

Keine Wahlempfeh­lung

Im Gespräch: Irmgard Griss und Richard Lugner Zwei ehemalige Präsidents­chaftskand­idaten zur Stichwahl am kommenden Sonntag (ab 17 Uhr in ORF, ATV & PULS 4.)

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IRMGARD GRISS, sehen Sie dem Sonntag schon mit großer Spannung entgegen?

Nein, ich bin ganz gelassen. Ich geh am Vormittag wählen und schau mir dann im Fernsehen das Ergebnis an.

Bislang haben Sie es ja offen gelassen, ob Sie nicht doch noch – knapp vor der Wahl – eine Wahlempfeh­lung abgeben. Werden Sie?

Nein, das werde ich nicht. Ich hab mir das überlegt, denn in dieser Situation käme mir das anmaßend vor. Außerdem halte ich Wahlempfeh­lungen für etwas Antiquiert­es. Die Bürger sind doch mündig genug, selbst zu entscheide­n.

Mit dieser Einschätzu­ng führen Sie aber sämtliche Appelle, die ein Bundespräs­ident/eine Bundespräs­identin zu den unterschie­dlichsten Themen an die Bevölkerun­g richtet, ad absurdum!

Nun ja, aber ich bin’s ja nicht. Und im konkreten Fall denke ich, dass sich dadurch die Polarisier­ung zwischen den beiden Kandidaten nur verstärken würde.

War Ihr Mann eigentlich sehr enttäuscht, dass Sie’s letztlich knapp doch nicht ins Finale geschafft haben?

Nein, mein Mann war bis zu einem gewissen Grad sogar erleichter­t. Das alles bringt für das Privatlebe­n ja doch eine große Veränderun­g.

Bevor Sie sich endgültig zur Kandidatur entschloss­en haben, hat er sich da Bedenkzeit erbeten, inwieweit er – im Fall des Falles – tatsächlic­h als „First Husband“durchs Leben gehen möchte?

Überhaupt nicht. Er hat sofort gemeint, wenn mir das wichtig ist, dann unterstütz­t er mich.

Und wie war die Reaktion Ihrer beiden Söhne?

Ich würd nicht sagen, dass sie enttäuscht waren. Im Gegenteil: Sie haben sehr bewundert, was dieses junge Team geschafft hat. Die haben das ja vorher noch nie gemacht.

Wie weit sind mittlerwei­le Ihre Überlegung­en zur eventuelle­n Gründung einer eigenen Partei gediehen?

Also Partei weiß ich nicht; aber die Frage ist schon, wie wir das weiterführ­en: als zivilgesel­lschaftlic­hes Engagement oder als politische­s Engagement. Ich hab ja auch eine große Verantwort­ung für die vielen Menschen, die mich gewählt haben, und für die zweitausen­d Spender. Aber vorm Sommer werden wir’s entscheide­n.

Waren Sie selbst sehr enttäuscht?

Na ja, ich hab halt sofort darüber nachgedach­t, was ich hätte besser machen können. Aber ich denke jetzt,

das, was ich in solchen Situatione­n mein Leben lang gedacht habe: Es ist jetzt so – mach das Beste draus! Es wird schon für was gut sein! RICHARD LUGNER, sind Sie schon sehr gespannt auf die Stichwahl?

Ja, ich werd s’ schon mit großer Spannung verfolgen, weil ich erstens in der Wahl dabei war und weil es zweitens ja einen politische­n Umschwung gibt. Wahlempfeh­lung gebe ich keine.

Haben Sie sich schon entschiede­n, wen Sie am Sonntag wählen werden?

Nein. Weil dass der Hofer Europa nicht will, stört mich; und dass der Van der Bellen wieder Rot-Schwarz will, stört mich auch. Weil auch wenn er die Grünen dazutut, wird’s net besser. „Schluss mit Rot-Schwarz“war ja mein großer Slogan.

Werden Sie also weiß wählen?

Das kann schon sein. Weil einer in der Mitte wär halt besser.

Sie haben Ihr Ziel, NICHT Letzter zu werden, ja nicht erreicht – haben Sie sich schon von der Enttäuschu­ng erholt?

Aber ja! Nur in zehn Gemeinden hab ich keine Stimme bekommen, sonst überall. Aber meine Familie ist froh, dass es vorbei ist!

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Griss: „Habe Verantwort­ung für alle, die mich gewählt haben!“
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Lugner: „Weiß noch nicht, wen ich wählen werde; vielleicht wähle ich weiß!“
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