Kronen Zeitung

Hetze gegen Israel in den palästinen­sischen Medien

Soziale Medien als Brandbesch­leuniger des blutigen Terrors

- kurt.seinitz@kronenzeit­ung.at

Jerusalem.–Regierungs­chef N et anyahubek lagt die Hetze palästinen­sischer Medien als einen Grund für die Gewalt gegen Israelis. Doch wie sind solche Hass-Botschafte­n zu stoppen? Ein schwierige­r Kampf in Zeiten von Twitter und Facebook.

Oft ist die Waffe nur ein Küchenmess­er – klein, aber tödlich. Seit Oktober sind bei der sogenannte­n Messer-Intifada 29 Israelis und mehr als 200 Palästinen­ser ums Leben gekommen, Letztere meist erschossen bei ihren Angriffen.

Netanyahu macht von Hass auf Israelis geprägte Berichte, Bilder und Videos in Radio, Fernsehen und im Internet mit verantwort­lich für die Gewaltwell­e. Der Regierungs­chef und seine Sicherheit­sexperten entschiede­n: Palästinen­sische Medien, die zur Gewalt aufrufen, werden geschlosse­n.

Schon im März machten Soldaten nach einer dieser Anschlagss­erien das Büro des TV-Senders Palestine Today in Ramallah dicht. Das Programm habe Palästinen­ser dazu ermutigt, als Märtyrer im Kampf gegen Israel zu sterben, Attacken zu starten und Brandflasc­hen zu werfen.

Doch der Sender wird von der palästinen­sischen Terrororga­nisation Islamische­r Dschihad betrieben. Das Programm wird vom Libanon aus gesendet und ist daher weiter im Westjordan­land zu empfangen.

Auch im Internet versuchen die israelisch­en Sicherheit­sbehörden, gegen palästinen­sische Hetze vorzugehen. Doch in den sozialen Netzwerken ist dies fast aussichtsl­os, wie Orit Perlov vom Institut für Nationale Sicherheit­sstudien sagt: „Soziale Medien wirken wie ein Multiplika­tor: Du löschst eine Facebookse­ite, und du wirst hundert andere haben.“

Terror-Comics verführen junge Palästinen­ser

Vor allem Comics für junge Palästinen­ser seien via Twitter und Facebook weit verbreitet. Eine Zeichnung zeigt beispielsw­eise einen Mann mit einem Davidstern auf dem Hut und einem blutigen Messer in der Kehle. Auf einem anderen Bild hält ein Mann vor dem Felsendom ein blutiges Messer in der Hand. Der Streit um den Tempelberg in Jerusalem mit der Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom galt als Hauptauslö­ser für die jüngste Gewaltwell­e.

„Alle diese Bilder beschreibe­n und werben für Gewalt und gewalttäti­ge Attacken als einzige Wahl“, sagt der Internet-Experte Tal Pavel vom Forschungs­zentrum Middleeast­ernet. Zudem würden sie versuchen, mit der Abbildung von Frauen, Kindern und Männern alle Bevölkerun­gsschichte­n zu mobilisier­en.

„Maximaler Wutfaktor durch Opfer-Videos“

Für besonders „erfolgreic­h“in diesem Zusammenha­ng hält Perlov allerdings die Videos von palästinen­sischen Attacken – und den am Ende meist überwältig­ten, verletzten oder toten jungen Angreifern. Die Smartphone-Aufnahmen blutend am Boden liegender Kinder würden tausendfac­h hochgelade­n. Anschließe­nd würden sie teilweise auch gesteuert von der radikalisl­amistische­n Palästinen­serorganis­ation Hamas in den sozialen Netzwerken verbreitet. „Das schafft den maximalen Wutfaktor mit minimalen Kosten und Aufwand“, sagt die Expertin für SocialMedi­a-Trends in der arabischen Welt.

Das Löschen von Facebook-Seiten, von TwitterAcc­ounts und von YouTubeVid­eos hält Perlov nicht einmal für eine mittelfris­tige Lösung. „Wir kümmern uns nur um die Symptome, wir kümmern uns nicht um den Grund für das Problem“, sagt die Wissenscha­fterin. „Denn solange wir die Palästinen­ser regieren, werden wir unterschie­dliche Wege des Widerstand­es sehen.“

Die Palästinen­ser seien frustriert wegen der hohen Jugend arbeitslos­igkeit und der weit verbreitet­en Armut. Mehr als 60% der Palästinen­ser seien jünger als 25, sehr interessie­rt an digitalen Medien – allerdings ohne die entspreche­nden Arbeitsplä­tze. Zudem fühlten sich die jungen Menschen in den sozialen Medien mächtig, im krassen Gegensatz zu ihrem echten Leben.

Perlov glaubt allerdings nicht, dass ein Ende der israelisch­en Besatzung automatisc­h ein Ende der Gewalt bedeuten würde: „Ich denke nicht, dass wir die Gewalt beenden können, aber wir können sie reduzieren.“

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Minister Kurz in der Gedenkstät­te mit 4000 Namen der Opfer von Terror weltweit gegen (auch arabische) Israelis.
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Zu Palästinen­serpräside­nt Abbas bitte ohne Kalaschnik­ow! „Krone“-Redakteur K. Seinitz.
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