Kronen Zeitung

Hoffnungen hören

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Lag’s an Pfingsten? Lag’s in der Luft? Die Worte, mit denen uns unser neuer Bundeskanz­ler Christian Kern das Ziel seiner Regierung erklärte, könnten auch in jeder guten Predigt stehen. Er wolle die Hoffnungen der Menschen nähren und nicht ihre Ängste. Das klingt nach Aufbruch und Zuversicht. Ängste machen die Welt eng und hindern am Handeln, Hoffnungen aber weisen in die Zukunft und bringen in Bewegung. Die Republik gibt sich einen Ruck.

Die Jünger nach Pfingsten haben wohl ähnlich empfunden. Der Heilige Geist hat sie aus ihren Ängsten herausgefü­hrt und wieder neue Hoffnung schöpfen lassen. Doch nach dem feurigen Pfingstfes­t wurde die Jüngerscha­ft Jesu mit den harten Realitäten des Alltags konfrontie­rt. Von feuriger Begeisteru­ng kann man nicht leben. In der Gemeinde gärte es, ein Teil fühlte sich vom anderen zurückgese­tzt und ungerecht behandelt. Es war ein gutes Stück Arbeit, zu verstehen, was den Unmut hervorgeru­fen hatte. Neben der begeistern­den Rede mussten die Jünger das Hören lernen. So fanden sie eine Lösung, die wieder alle miteinande­r versöhnte.

Hoffnungen wollen nicht nur genährt werden, sondern sie wollen auch gehört werden. Denn jeder und jede trägt seine verborgene­n Hoffnungen in sich. Kommt zum hoffnungsw­eckenden Reden auch noch das Hören, dann ist Versöhnung möglich. Unser Land braucht Hoffnung und Aufbruch, das kann nur durch Hören, Reden und Tun gelingen. Dann ist auch hierzuland­e Versöhnung möglich.

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