Der Fall der Mauer

„I hab a Altbauwohnung“, sagte Herr L. zum Bezirksrichter. „Eigentlich is ja nur a alte Wohnung, aber ma sagt Altbauwohnung, weils schöner ausschaut. I hab a scho a ältere Frau, zu der sagt kaner Altfrau, weils dadurch net schöner wurat. Verzeihn Sie, meine offene Art, aber so bin i halt amal. Jednfalls hab i an Maurer ersucht, dass er bei mir vurbeischaut, weil ma des ane Zimmer zklan is.

Na, er is dann kumma und hat bei mir vurbeigschaut, weil i hab eahm ja net intressiert, er hat se nur des Zimmer angschaut und hat gsagt, er legt ma a Mauer um.

Guat, hab i gsagt, Se legn ma de Mauer um, dadurch wird des Zimmer größer, da kriag i aus zwa ans, des zweite Zimmer wird dadurch aa größer, wann legn S de Mauer um?

Er hat gsagt, am Nachmittag, sag i, da bin i net daham, hat er gmant, er braucht mi net, wann er kummt, klopft er. Ja, sag i, was brauchn S da klopfn. Wann i net daham bin, nutzt des ganze Klopfn nix. Aber ja, hat er gsagt, er klopft de ganze Mauer oh, und dann legt ers um, er braucht mi net, i kann scho geh.

Drauf bin i ganga, mit meiner Frau, mir habn eahm in der Wohnung lassn, und wia ma zruckkumma san, war de Mauer scho umglegt. Mir habn gschaut, wia a Narr, aus dem klan Zimmer is direkt a Reitschul wurdn, de Ziagln san alle aufgschicht glegn, und a Eisen und a Glumpert war dabei; es war a a Hakn dabei, weil er nämlich de falsche Mauer, a Zwischenwand zu unsern Nachbarn, der ohnehin sehr schwierig im Umgang is, umglegt hat und net zu mein zweitn Zimmer. Das kummt davon, weil er bei mir vorbeigschaut hat, wia a er bei mir vurbeigschaut hat; wann er mi angschaut hätt, hätt er gsehn, was für a Mauer i man.

Der Nachbar is derzeit für a a paar Wochen auf Kur in Kärnten. I bin aa amal durt behandelt wordn. Wann der Nachbar zruckkummt und siecht de umglegte Mauer, legt er mi um. Des wird was werdn. De Nachbarschaft steht leider von Haus aus net unter an guten Stern.“

Der Maurer hat inzwischen die Mauer wieder aufgestellt.