Der Rubin soll strahlen
Stürmer Okotie erzielte in 18 Länderspielen erst zwei Treffer, aber die waren Gold wert – sorgt er für das Premierentor in Frankreich?
D muss ie österreichische Fußball-Geschichte heute neu geschrieben werden. Am 12. Juni 2008 schoss Ivica Vastic beim 1:1 gegen Polen am zweiten Gruppenspieltag das bisher einzige rot-weiß-rote EURO-Tor . . .
Aber heute gegen Island sind Österreichs Kicker nach 342 torlosen Minuten zum Treffen verdammt. Einer, der es gegen die Wikinger richten soll, war in der Qualifikation zweimal der ganz große Held: Rubin Okotie!ImHerbst2014hatte er seine großen Auftritte.
Am 12. Oktober 2014 erzielte er im Heimspiel gegen Montenegro in Minute 24 das 1:0-Siegtor.
Am15.November2014fixierte er gegen Russland 14 Minuten nach seiner Einwechslung den 1:0-Erfolg. U wieder strahlen, wird
nd gegen Island soll Rubin er als Solospitze auflaufen und alles dafür tun, damit die Torflaute – Niederlande (0:2), Ungarn (0:2) und Portugal (0:0) – zu Ende geht, endlich der Premierentreffer in Frankreich gelingt.
Statistisch gesehen trifft Okotie alle 293 Minuten im Teamtrikot. Nur Sabitzer hat von der Startelf eine bessere Quote: Er benötigt 264 Minuten für ein Tor. Platz drei und vier: Alaba mit 338 MinutenproTreffer,Arnautovic hält bei 383.
Vor drei Wochen fragte der Schweizer „Blick“, ob Marcel Koller vielleicht der erfolgreichste Schweizer bei der EURO werden würde. Die Eidgenossen sind bereits als ungeschlagener Gruppenzweiter qualifiziert, ihr Teamchef Vladimir Petkovic gilt nicht mehr als umstritten, nicht mehr als einer, den viele gerne gegen Koller eingetauscht hätten – heute kann Koller „nur“gleichziehen, indem er mit Österreich Fußballgeschichte schreibt: Der erste Sieg in Paris St. Denis würde Österreich erstmals seit der Weltmeisterschaft 1982 in Spanien wieder in Runde zwei eines großen Turniers bringen. Nach 34 Jahren, also nach viel zu langer Wartezeit. Wenn’s gelingt, warten auf Koller bei der Rückkehr in Österreich sicher neue Ehrungen, wahrscheinlich sogar der zweite Orden. 1982, gerade ein lfred Ludwig, der ÖFBGeneraldirektor , erlebAte Jahr im Verband als Pressechef, mit, wie die Aufsteiger zu Buhmännern der Nation wurden. Heute ist die Wiederholung davon unmöglich: Ein Nichtangriffspakt wie damals zwischen Deutschland und Österreich beim 1:0 in Gijon zu Lasten Algeriens geht durch die Ausgangsposition nicht. Österreich muss gewinnen, Island weiß, dass ein Punkt zu
wenig sein kann. Der Druck ist also groß: „Es wird sehr schwer. Island operiert mit vielen langen Bällen, das wird nicht leicht zu verteidigen“, ahnte Abwehrchef Aleksandar Dragovic. G erade für ihn wäre der Aufstieg die Erlösung: Er machte sich für den Ausschluss gegen Ungarn Vorwürfe, entschuldigte sich bei der Mannschaft in der Kabine, versäumte das Duell gegen Ronaldo, in dem er eine Riesenherausforderung sah – heute kann er alles wiedergutmachen: „Der Ruhm ist vergänglich. Und zwar schnell.“Das sagte Dragovic bereits Wochen vor der EURO – und es ist heute aktueller denn je. Koller und seine Spieler erwarten durchwegs ein Geduldspiel, mit einer engen, späten Entscheidung. „Das wird eine zähe Angelegenheit, auf den letzten Metern im Zielsprint entschieden“, ahnte Martin Harnik, „ich hoffe sehr für uns . . .“