Kronen Zeitung

Der Rubin soll strahlen

Stürmer Okotie erzielte in 18 Länderspie­len erst zwei Treffer, aber die waren Gold wert – sorgt er für das Premierent­or in Frankreich?

- Philipp Grill Peter Linden

D muss ie österreich­ische Fußball-Geschichte heute neu geschriebe­n werden. Am 12. Juni 2008 schoss Ivica Vastic beim 1:1 gegen Polen am zweiten Gruppenspi­eltag das bisher einzige rot-weiß-rote EURO-Tor . . .

Aber heute gegen Island sind Österreich­s Kicker nach 342 torlosen Minuten zum Treffen verdammt. Einer, der es gegen die Wikinger richten soll, war in der Qualifikat­ion zweimal der ganz große Held: Rubin Okotie!ImHerbst20­14hatte er seine großen Auftritte.

Am 12. Oktober 2014 erzielte er im Heimspiel gegen Montenegro in Minute 24 das 1:0-Siegtor.

Am15.November20­14fixierte er gegen Russland 14 Minuten nach seiner Einwechslu­ng den 1:0-Erfolg. U wieder strahlen, wird

nd gegen Island soll Rubin er als Solospitze auflaufen und alles dafür tun, damit die Torflaute – Niederland­e (0:2), Ungarn (0:2) und Portugal (0:0) – zu Ende geht, endlich der Premierent­reffer in Frankreich gelingt.

Statistisc­h gesehen trifft Okotie alle 293 Minuten im Teamtrikot. Nur Sabitzer hat von der Startelf eine bessere Quote: Er benötigt 264 Minuten für ein Tor. Platz drei und vier: Alaba mit 338 Minutenpro­Treffer,Arnautovic hält bei 383.

Vor drei Wochen fragte der Schweizer „Blick“, ob Marcel Koller vielleicht der erfolgreic­hste Schweizer bei der EURO werden würde. Die Eidgenosse­n sind bereits als ungeschlag­ener Gruppenzwe­iter qualifizie­rt, ihr Teamchef Vladimir Petkovic gilt nicht mehr als umstritten, nicht mehr als einer, den viele gerne gegen Koller eingetausc­ht hätten – heute kann Koller „nur“gleichzieh­en, indem er mit Österreich Fußballges­chichte schreibt: Der erste Sieg in Paris St. Denis würde Österreich erstmals seit der Weltmeiste­rschaft 1982 in Spanien wieder in Runde zwei eines großen Turniers bringen. Nach 34 Jahren, also nach viel zu langer Wartezeit. Wenn’s gelingt, warten auf Koller bei der Rückkehr in Österreich sicher neue Ehrungen, wahrschein­lich sogar der zweite Orden. 1982, gerade ein lfred Ludwig, der ÖFBGeneral­direktor , erlebAte Jahr im Verband als Pressechef, mit, wie die Aufsteiger zu Buhmännern der Nation wurden. Heute ist die Wiederholu­ng davon unmöglich: Ein Nichtangri­ffspakt wie damals zwischen Deutschlan­d und Österreich beim 1:0 in Gijon zu Lasten Algeriens geht durch die Ausgangspo­sition nicht. Österreich muss gewinnen, Island weiß, dass ein Punkt zu

wenig sein kann. Der Druck ist also groß: „Es wird sehr schwer. Island operiert mit vielen langen Bällen, das wird nicht leicht zu verteidige­n“, ahnte Abwehrchef Aleksandar Dragovic. G erade für ihn wäre der Aufstieg die Erlösung: Er machte sich für den Ausschluss gegen Ungarn Vorwürfe, entschuldi­gte sich bei der Mannschaft in der Kabine, versäumte das Duell gegen Ronaldo, in dem er eine Riesenhera­usforderun­g sah – heute kann er alles wiedergutm­achen: „Der Ruhm ist vergänglic­h. Und zwar schnell.“Das sagte Dragovic bereits Wochen vor der EURO – und es ist heute aktueller denn je. Koller und seine Spieler erwarten durchwegs ein Geduldspie­l, mit einer engen, späten Entscheidu­ng. „Das wird eine zähe Angelegenh­eit, auf den letzten Metern im Zielsprint entschiede­n“, ahnte Martin Harnik, „ich hoffe sehr für uns . . .“

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So jubelte Okotie über sein RusslandTo­r!
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