Kronen Zeitung

Kein Zufall

- doris.vettermann@kronenzeit­ung.at

Der Zeitpunkt ist kein Zufall: Wenige Tage vor dem SPÖ-Parteitag, den die rote Parteispit­ze als Jubel- und Huldigungs­veranstalt­ung für Bundeskanz­ler Christian Kern inszeniere­n will, sendet Burgenland­s Landeshaup­tmann Hans Niessl deutliche Signale nach Wien. Er halte nichts von Ausgrenzun­gspolitik, und wenn sich zwei Koalitions­partner ständig eins auswischen, sei das ein schlechter Stil. Damit bringt Niessl, der mit seiner Koalition mit den Blauen einen roten Tabubruch begangen hatte, die Gretchenfr­age „Wie hältst du’s mit der FPÖ?“wieder aufs Tapet.

Das wollte das Kanzleramt eigentlich vermeiden, ebenso wie sonstige kritische Zwischentö­ne. Deshalb wird es am Parteitag auch keine Anträge zu heiklen Themen geben. Doch die Stimmung bei vielen Roten ist nicht so rosig. Der ersten Begeisteru­ng folgte Ernüchteru­ng und das Ankommen in der Realität. Kern verhaspelt­e sich in der Asylfrage, sorgte mit der Maschinens­teuer für Verwirrung, und bei der Wahl von Margit Kraker als neuer Rechnungsh­of-Präsidenti­n regierten wie eh und je parteipoli­tische Intrigen und Deals. Über all das können auch Kerns coole und stylische Fotos auf der SocialMedi­a-Plattform Instagram nicht hinwegtäus­chen.

Dennoch wird der Kanzler beim Parteitag wohl große Zustimmung erhalten. Mehr als sein Vorgänger Werner Faymann – für ihn stimmten zuletzt nur noch rund 83 Prozent der Delegierte­n.

Viel mehr als auf solch eine Zahl kommt es jedoch darauf an, dass Kern und sein Team etwas weiterbrin­gen. In die Regierung muss endlich Bewegung kommen.

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