Kronen Zeitung

Wie sicher sind Wiens Bäder?

Sextäter Städträtin setzt auf 11-Punkte-Programm Ob’s hilft, ist aber fraglich

- VON MICHAEL POMMER

Die Vergewalti­gung eines zehnjährig­en Buben im Wiener Theresienb­ad durch einen Flüchtling hat gezeigt: Wiens Bäder sind nicht so sicher, wie gerne kommunizie­rt wird. Wer sich das 11-Punkte-Programm der zuständige­n Stadträtin Sandra Frauenberg­er dazu genauer ansieht, wird sehen: Das hält keinen Sexualstra­ftäter vor Übergriffe­n ab!

„Die Bäder sind Orte der Erholung und Entspannun­g. Sie sind ein Teil der Freizeitge­staltung und dienen zumSchwimm­en, Abkühlen, Sonnenbade­n sowie für Spiel, Spaß und Sport“– mit diesen Worten beginnt das Frauenberg­er’sche Sicherheit­skonzept. Wer weiterlies­t, erkennt rasch: Tiefgründi­ger wird es nicht. Denn Frauenberg­er

setzt auf Schulungen, Bademeiste­r und Freiwillig­e. Die wesentlich­en Punkte:

Schulungen. Vertreter der Landespoli­zeidirekti­on und der Kinder- bzw. Jugendanwa­ltschaft haben den Bedienstet­en den „richtigen Umgang bei diversen Fehlverhal­ten von Badegästen“beigebrach­t: „Deeskalati­on steht dabei im Vordergrun­d.“Wie man bei Vergewalti­gungen und Sex-Attacken deeskalier­end sein möchte, bleibt fraglich.

Freiwillig­e. Polizisten, die sich an der Kasse mit Dienstnumm­er registrier­en, erhalten kostenlose­n Zutritt zum Bad. Diese Regelung ist uralt und kein neuer Punkt.

First Responder. Bademeiste­r statt uniformier­te Sicherheit­sbeamte. „Die Belegschaf­t in den Wiener Bädern hat gesagt, wir haben unsere Bademeiste­r, das passt so“, erklärt Sandra Frauenberg­er. Die abschrecke­nde Wirkung von Sicherheit­skräften in Uniformen wird ignoriert,

stattdesse­n setzt man auf Bademeiste­r im friedenswe­ißen Outfit, die an Tagen mit Zigtausend­en Badegästen sowieso schon bis zur Erschöpfun­g damit beschäftig­t sind, zu verhindern, dass Gäste ertrinken.

Altersgren­ze. „Ich war erstaunt, als ich das erste Mal gelesen habe, wie klein Kinder sein dürfen, um alleine in ein Bad zu gehen“, so Frauenberg­er weiter. Also wurde diese Altersgren­ze angehoben. Dass nun Achtjährig­e alleine ins Bad dürfen (statt mit sieben Jahren wie zuvor), scheint die Stadträtin nicht mehr so zu erstaunen.

Fazit: Viele Schulungen, interne Gespräche, Polizisten außer Dienst sollen die Arbeit machen, und Bademeiste­r, die sowieso schon für Abertausen­de Menschen verantwort­lich sind, Prävention gleich null, Infofolder in verschiede­nen Sprachen werden verteilt. Für ungetrübte­n „Spiel, Spaß und Sport“ist das zu wenig.

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Stadträtin Sandra Frauenberg­er macht auf lustig. Viele Wiener sind jedoch besorgt.

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