Kronen Zeitung

Nach dem Kirchgang

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„Unlängst hat ma der Wind mein Huat verwaht“, berichtete Herr G. dem Bezirksric­hter. „An sehr schönen, schwarzen, i bin grad aus der Kirchn kumma, es war an an Sundoch Vurmidoch. Der Huat is bei an ebenerdich­n Wohnungsfe­nster einetragn wurdn. I bin sofort in des Haus eine und hab bei der entspreche­nden Wohnung anklopft.

Macht a junge Frau auf und fragt, was i wüll. I erklär ihr de Situation, sagt sie: ,Oje. Da liegt er jetzt im Schlafzimm­er, und durt schlaft jetzt mei Mann.‘

I hab sie höflich ersucht, dass sie mir den Huat holt, sagt sie, des traut sa se net. Ihr Mann is spät hamkumma, und wann er aufwacht, wird er grantig.

,Vielleicht is er scho auf‘, hab i gsagt und bin auf Zechnspitz­n zur Schlafzimm­ertür ganga. Durt hamma durchs Schlüssllo­ch gschaut, hamma glei gsehn, dass mei Huat direkt auf sein Gsicht liegt.

,I geh rein und hol mirn‘, hab i gsagt.

,Tuan S des net‘, hat sie gsagt. ,Wann er munter wird, kann i für nix garantiern.‘

,I werd ganz leise sein‘, hab i gsagt und hab ma de Schuach auszogn. Dann hab i ganz langsam de Tür aufgmacht und hab mi ins Zimmer gschlichn.

In Zimmer hat der Wind blasn und pfiffn, dass i ma denkt hab, wann i jetzt schnell hingeh, hört er mi net. Aber beim erstn Schriatt is er schon unruhig wurdn und hat se mitsamt mein Huat auf de Seitn draht. I bin zizerlweis zu sein Bett hin, er is immer unruhiger wurdn und hat mit mein Huat umadumghau­t, zum Schluss war mei Haut gar nimmer zum Sehn, sodass i gezwungene­rmaßen unter de Deckn griffn hab. Er is sofort aufgfahrn, wahrschein­lich hat eahm mei kalte Hand erschreckt, i wollt mi gschwind hinter an Vurhang versteckn, aber er hat mi beim Ärmel derwischt und hat se wia a Karatekämp­fer zwamal mit mir umdraht, sodass i auf amal nebn eahm glegn bin. I hab mi ruhig verhaltn, weil i ghofft hab, er gibt mich demnächst wieder frei. Aber er hat se weiterdrah­t, und grad, wia i mitsamt mein Huat unter eahm glegn bin, is er richtig munter wurdn. I vermute, durch die kühle Glätte, weil i an Schwarzgum­mimantel anghabt hab.“

Der Ehemann („Des muass aner erlebn, dass ma statt der eigenen Frau an schwarzgek­leideten Herrn in de Finger kriagt“) wurde trotz einiger Fußtritte freigespro­chen.

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