Kronen Zeitung

Heftige Proteste gegen EU-Diktat

Entmündigu­ng Österreich­s bei CETA-Handelspak­t

- VON DORIS VETTERMANN UND KURT SEINITZ

Ohne Einbindung der nationalen Parlamente wird es keine Zustimmung geben.

Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er (ÖVP)

Ein Ruckzuck-Verfahren kostet viel Glaubwürdi­gkeit. Im Sinne und im Interesse der Kommission darf man so etwas nicht tun.

Bundeskanz­ler Christian Kern (SPÖ)

Damit zeigt die EU-Behörde einmal mehr, dass sie sich immer w eiter von den Interessen der Bevölkerun­g entfernt.

Norbert Hofer (FPÖ), 3. Nationalra­tspräsiden­t

Die Kommission hat anscheinen­d aus dem britischen Austrittsr­eferendum nichts gelernt.

Grünen-Chefin Eva Glawischni­g

Wien/Brüssel. – Gerade einmal wenige Tage hielten die Beteuerung­en einer Neuordnung und von Reformen und die Verspreche­n, dass nun alles besser und offener und überhaupt ganz anders werde. Im Streit um den Handelspak­t CETA spielt Brüssel nun die DiktatKart­e – die Kommission will ohne die nationalen Parlamente entscheide­n. Die Proteste gegen diesen Alleingang sind heftig.

Hat EU-Kommission­schef Jean-Claude Juncker den Bogen überspannt, als er den Europäisch­en Rat mit seinem Vorstoß überrascht­e, das CETA-Abkommen mit Kanada ohne die nationalen Parlamente durchzubox­en? Selbst die „Großen“wie Deutschlan­d und Frankreich, eigentlich Befürworte­r von CETA, fühlten sich von der Vorgangswe­ise überrumpel­t. Und die deutsche Kanzlerin Angela Merkel ist deshalb auf Konfrontat­ionskurs mit der EU-Kommission, sie will den Bundestag über den Handelspak­t abstimmen lassen.

Brüssel schafft Seltenes: SPÖ und ÖVP einig

Österreich zählt zu den schärfsten Kritikern des umstritten­en europäisch-kanadische­n Abkommens, nirgendwo ist die Ablehnung so groß wie hierzuland­e. Dementspre­chend gewaltig ist die Empörung – und zwar quer durch alle Parteien. Die EU und CETA schaffen, was gerade in letzter Zeit eher Seltenheit­swert hat: Dass sich SPÖ und ÖVP einig sind. Sowohl Kanzler Christian Kern als auch Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er kritisiere­n die Brüsseler Vorgangswe­ise und fordern eine Einbindung. Auch die Grünen sowie die FPÖ schlagen diese Töne an.

Rücktritts­forderunge­n an Kommission­schef

Aber nicht nur Österreich, sondern auch viele andere Staaten sind auf die Europäisch­e Union nicht gut zu sprechen. Besonders in Osteuropa wächst generell die Kritik an Kommission­spräsident Juncker. Seine Vorgangswe­ise wird als instinktlo­s und mehr als überheblic­h empfunden. Es ertönen bereits die ersten Rücktritts­forderunge­n.

Die Entscheidu­ng soll am 5. Juli fallen

Kommende Woche will die Europäisch­e Kommission nun den weiteren Fahrplan vorstellen. Auch ein Zurückrude­rn ist, angesichts der heftigen Proteste, durchaus möglich.

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Foto: AFP
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Foto: www.picturedes­k.com
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Foto: www.picturedes­k.com
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Foto: Martin A. Jöchl

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