Kronen Zeitung

„Ein Anschlag auf die gesamte Welt“

Attentäter schießen wahllos um sich und zünden Sprengstof­fgürtel Präsident Erdoğan fordert internatio­nalen Kampf gegen den Terror

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Überall Scherben, Blut und schwer bewaffnete Polizisten – ein bleierner Dunst der Verzweiflu­ng schwebt über dem Istanbuler Atatürk-Flughafen. Die ersten Flugzeuge verlassen am Mittwoch zwar bereits wieder die Startbahne­n, doch von Alltag kann hier keine Rede sein. An den Terminals herrscht pures Chaos. Allein Turkish Airlines streicht mehr als 340 Flüge.

Der Horror begann am Dienstagab­end gegen 22 Uhr: Die drei Selbstmord­attentäter fuhren mit dem Taxi vor, stiegen aus, feuerten mehrere Schüsse mit ihren Maschineng­ewehren ab. Der aus Südafrika stammende Augenzeuge Paul Roos schildert das Massaker als „wahllose Schießerei“. „Ein Täter hat einfach auf jeden geschossen, der ihm in die Quere gekommen ist. Er war in Schwarz gekleidet und nicht maskiert.“Aufnahmen von Überwachun­gskameras dokumentie­ren eine besonders dramatisch­e Szene. Ein Attentäter geht – getroffen von der Kugel eines Polizisten – zu Boden und zündet liegend eine Bombe.

Offizielle­n Berichten zufolge sprengte sich der zweite Attentäter im Parkhaus des Flughafens in die Luft, der dritte außerhalb des internatio­nalen Ankunftsbe­reichs. Ein weiterer Augenzeuge: „Alle sind in Panik weggerannt. Überall sind Körperteil­e herumgeleg­en. Alles war voller Blut.“

Mindestens 41 Menschen starben. Unter den Toten befinden sich 13 Ausländer, darunter fünf Saudis, zwei Iraker, ein Tunesier, ein Usbeke, ein Chinese, ein Iraner, ein Ukrainer und ein Jordanier.

Aus Regierungs­kreisen heißt es, es gäbe klare Hinweise für einen Anschlag der Terrormili­z IS. Zwei USExperten erklärten, die Ausführung des Attentats sei fast identisch mit dem Anschlag auf den Brüsseler Flughafen am 22. März verlaufen. Ein Bekennersc­hreiben gibt es (noch) nicht.

Türkeis Staatspräs­ident Erdoğan sprach von einem Anschlag auf die gesamte Welt und appelliert­e an den Westen: „Ich hoffe, der Anschlag ist ein Wendepunkt im internatio­nalen Kampf gegen den Terror.“Das Attentat habe nicht nur 79 Millionen Türken, sondern allen Bürgern der Welt gegolten. „Jeder muss wissen: Terroriste­n unterschei­den nicht zwischen Istanbul und London, Ankara und Berlin oder Antalya und Rom.“

Ein Attentäter hat wahllos auf jeden geschossen, der ihm in die Quere gekommen ist.

Paul Roos, Augenzeuge

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Sanitäter versorgen die 239 Verletzten, die Spitäler sind vollkommen überfüllt
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Sicherheit­skräfte patrouilli­eren rund um die Uhr um das Gelände des Atatürk-Flughafens.

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