„Das ist kein Wunschkonzert“
Rapid-Trainer Mike Büskens gibt Stangl nicht auf, setzt auf Joelinton und lässt die Kapitänsbinde kreisen
Herr Büskens – wie fällt nach drei Wochen bei Rapid Ihr erster Eindruck Ihres Teams aus?
Positiv. Eine junge, willige Truppe, die auf engstem Raum Lösungen findet. Aber? Aber es fehlt noch die letzte Konsequenz vor dem Tor. Das hat man beim 1:0 gegen Szombathely gesehen. Wir betreiben hohen Aufwand, aber haben den Türöffner noch nicht gefunden.
Wie wichtig und aussagekräftig sind diese Tests?
Sehr, sie geben mir einen Überblick. Ich will jedem die Chance geben, sich zu präsentieren. Ich weiß, was wer geleistet hat. Aber für mich sind alle Spieler neu.
Und keinen haben Sie geholt. Die Transfers von Schösswendter, Malicsek und Joelinton wurden auch vor Ihrer Ära eingefädelt.
Das stimmt, aber ich trage das ruhigen Gewissens mit. Der Verein hat ja einen Trainer gesucht, der die Philosophie des Klubs teilt.
Ein Sechser kommt noch – der ungarische Wunschkandidat Adam Nagy wird es nicht, er geht zu Marseille oder Benfica Lissabon.
Ja, er hat uns abgesagt. Aber es spricht für unser Scouting, dass wir ihn schon vor der EURO wollten. Das gilt auch für Traustason.
Erwarten Sie sonst noch Änderungen beim Kader?
Abwarten. Wir haben derzeit 24 Spieler und vier Torhüter. Da haben wir einen guten Kampf ums Leiberl.
Vor allem mit fünf Innen- verteidigern. Planen Sie mit Wöber gleich als Außenverteidiger statt Stangl?
Er kann die Position spielen. Aber warum sollte ich damit planen?
Weil Stangl sich deklariert hat, zu Salzburg will.
Wir kennen seine Begehrlichkeiten. Aber noch ist er Rapid-Spieler. So wird er auch behandelt. Wenn jemand ein schlechtes Jahr hat, beruft er sich schnell auf einen laufenden Vertrag. Und nach einer guten Saison soll ein Vertrag plötzlich nichts mehr wert sein? Das ist kein Wunschkonzert. Er verhält sich korrekt. Ich will jedem ins Gesicht schauen können. Respektvoller Umgang ist das Wichtigste.
Trug Stangl deshalb gegen Szombathely sogar die Kapitänsbinde?
Nein. Wenn der Kapitän einmal draußen ist, dann lasse ich die Binde kreisen. Jeder soll diese Verantwortung einmal tragen.
Apropos Verantwortung: Joelinton ist erst 19, hat letzte Saison kaum gespielt – wie soll er die Ladehemmung im Sturm beheben?
Boyd kam auch von Dortmund II, ihn hat hier keiner gekannt – und dann hat er getroffen wie ein König. Joelinton wird Zeit brauchen, aber er ist klar im Abschluss, gut zu Fuß, lenkt schon unser Pressing. Wir sehen in ihm ein irres Potenzial.
Das reicht, um einen Titel zu holen? Das ist ja die klare Vorgabe des Vereins.
Ich bin kein Marktschreier. Aber ich kenne die Ansprüche bei Rapid. Wir wollen Salzburg ärgern.