Unnahbar und trotzdem heilsam
Die Mariendistel wird von vielen geschätzt
Zeitgenossen, die immer freundlich sind, schnell ein Lächeln auf den Lippen haben und für alles und jedes Verständnis aufbringen, haben es nicht schwer, von anderen anerkannt und geschätzt zu werden. Nicht selten begegnen wir aber auch einigen, die sich eher verschlossen und wortkarg geben und durch einen beißenden Humor vielleicht von ihren Bekannten überschnell als kratzbürstig bezeichnet werden. Bei diesem Urteil kann es leicht passieren, dass man so manch guten und edlen Kern dieser Charaktere übersehen oder zumindest vorerst nicht wahrzunehmen imstande ist. In der Mariendistel (Silybum marianum) treffen wir auf botanischer Ebene etwas Ähnliches. Diese dornige Blume, die übrigens zur Familie der Korbblütler zählt, ist durchaus wehrhaft und animiert angesichts ihrer äußeren Beschaffenheit, einen respektvollen Abstand zu ihr zu wahren. Das heißt aber nicht automatisch, dass ihr Aussehen einer gewissen Ästhetik und Schönheit entbehren würde. Da die Inhaltsstoffe der Samen dieses Krautes gerne pharmazeutisch verarbeitet werden, baut man die Mariendistel in manchen Gegenden als Feldfrucht an, die auf eine ganz spezielle Weise geerntet wird. Die Galle und die Leber sind bei diesem Gewächs die Adressaten, die eindeutig von einer Verwendung profitieren. Die Wirkweisen der Inhaltsstoffe können wir als adstringierend und gleichzeitig entkrampfend, als entgiftend und harntreibend bezeichnen. Übrigens ist es sogar möglich, die frischen und jungen Blätter zu einem schmackhaften Gemüse zu verkochen. Dabei sollte man jedoch sinnvollerweise die Dornen zuvor entfernen. Ganz konkret kann man mit anderen Kräutern eine Teemischung herstellen, wenn es gilt, eine entzündete Gallenblase auszuheilen und zu besänftigen.