Mr. Nobody ist auch perfekt
Im Viertelfinale schenkt Frankreich dem 22-jährigen Debütanten Ummiti im Abwehrzentrum das Vertrauen: Er steht schon am Radar von Barcelona
Ö ffentliches Training von Frankreich in Clairefontaine, 60 Kilometer von Paris entfernt. Inmitten des Walds liegt das Centre National De Football. Auf 56 Hektar ein mythischer Ort, der an den größten Triumph erinnert: An der Nachbildung des WMPokals von 1998 müssen die Spieler vorbei, wenn sie zum Training gehen. Der Teamchef ist die lebende Erinnerung daran: Didier Deschamps war der Kapitän, der den Pokal nach dem 3:0 über Brasilien bekam. Dass die bisherigen vier Leistungen keine Empfehlung dafür waren, dass er auch als Teamchef in Clairefontaine am 10. Juli ähnlich feiern kann wie 18 Jahre zuvor, weiß Deschamps selbst.
Daher das ungute Gefühl vor dem Viertelfinale. „Genial“hatte die „L'Équipe“Islands Aufstieg Dienstag auf Seite eins bejubelt, Mittwoch hieß die Headline „Gare aux Vikings“– die Wikingerstation. Wird sie zur Endstation, hat auch Frankreich sein Island-Waterloo. Das Ex-Teamstürmer Christoph Dugarry im „Le Parisien“ansprach, den Teufel an die Wand malte.
Und in der Situation muss im Abwehrzentrum ein Neuling ran. Samuel Ummiti von Lyon, 22, geboren in Kameruns Hauptstadt Yaounde, U20-Weltmeister, der nach der EURO zum FC Barcelona wechseln, einen Fünfjahresvertrag unterschrieben haben soll. „Mister Unbekannt“bekam als Ersatz für Gelbsünder Rami den Vorzug gegenüber dem erfahreneren Mangala von Manchester City: „Wir sind von ihm überzeugt. Er kann perfekt spielen.“Aber ohne die Ausfälle von Varane und Mathieu wäre Ummiti vielleicht nicht im Kader. Den gesperrten Kante ersetzt ein Routinier: Johan Cabaye, 30, von Crystal Palace, bisher 47 Länderspiele, bei der EURO schon beim 0:0 gegen die Schweiz im Einsatz.
Es gibt nichts Schlimmeres mit Blick auf die Vorbereitung und Motivation! Ex-Teamstürmer Christophe DUGARRY