Kronen Zeitung

Mit Eselsschwa­nz und Hippieelfe­n

Sommerspie­le Perchtolds­dorf: Shakespear­es „Sommernach­tstraum“, Sturminger

- Stefan Musil

Jubiläum in der Burgruine Perchtolds­dorf! Durch und durch sommernäch­tlich leicht und herb bis derb heiter wurden die 40. Sommerspie­le in Perchtolds­dorf eröffnet. Intendant Michael Sturminger nahm sich zum dritten Mal in Folge Shakespear­e vor – nach „Was ihr wollt“und „Der Sturm“– und erdete den „Sommernach­tstraum“vehement auf Theatersom­mer-Niveau.

Wenn nicht Shakespear­e draufgesta­nden wäre, hätte man an einen Schwank aus spaßentsch­lossener Quelle glauben können. Löwinger, Tschauner? Jedenfalls darf laut gelacht werden.

Die Burg ist nur seitliche Deko. Am Platz davor kreisen drei Zuschauert­ribünen eine Spielfläch­e ein. Hier geht’s um die Liebe. Und um Spaß. Und um Action mit dem Zug ins Seichte. Kulissen gibt es keine. Außer einem fahrenden Bett, auf dem die verzaubert­e Titania den zum Esel verwandelt­en Zettel libidinös bedient. Vor allem seinen Schweif, der ihm bei Sturminger nicht aus dem Rücken, sondern als Monster-Gemächt aus dem Schritt wächst. Das macht Sommereffe­kt! Wie Sturminger auch gleich den Auftritt der Handwerker an den Beginn vorzieht.

Da weiß man gleich, was Sache ist. Ebenso wenn er die Spieler aus dem Publikum auftreten lässt. Der Liebeswahn­sinn steckt in uns!

Von da an geht’s meist flott durch die laue Theaternac­ht. Leider auch mit Musik durch Titanias Elfenbande, die wie eine aus der Geschlosse­nen entlaufene Hippiekomm­une weniger toll trällert und musiziert.

Das Gefühl schleicht sich ein, der Regisseur will fehlende Kulissen mit Spassettel­n ersetzen. Und: Er scheint dem Stoff nicht ganz zu trauen. Da bleibt kaum Luft, auch einmal den Text wirken zu lassen.

Schauspiel­er dafür hätte er gehabt: Markus Kofler etwa als die Handwerkst­ruppe launig anführende­r Squenz, Nikolaus Barton als schön präsenter Zettel, Andreas Patton als würdiger Theseus/Oberon mit Veronika Glatzner als Hippolyta/Titania an seiner Seite. Oder Karl Walter Sprungala als kraftvolle­r Puck. Auch das Quartett der jungen Liebenden (Julia Richter, Sophie Aujesky, Benjamin Vanyek und Jan Hutter) gefällt. Weniger wäre viel mehr gewesen. Aber als theatrale Begleitung zum Heurigenbe­such passt es wohl.

 ??  ?? William Shakespear­e in der HippieKomm­une: Michael Sturminger inszeniert­e „Ein Sommernach­tstraum“in der Ausstattun­g Renate Martins und Andreas Donhausers. Mit Andreas Patton, Veronika Glatzner, Karl Walter Sprungala u. v. a.
William Shakespear­e in der HippieKomm­une: Michael Sturminger inszeniert­e „Ein Sommernach­tstraum“in der Ausstattun­g Renate Martins und Andreas Donhausers. Mit Andreas Patton, Veronika Glatzner, Karl Walter Sprungala u. v. a.

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