Schlampige Republik
Nein, Österreich ist keine Bananenrepublik. Es gibt einen gewissen Schlendrian, der nicht sein sollte, der aber das österreichische Wesen immer ausgemacht hat.
Die mangelnde Sorgfalt bei der Bundespräsidenten-Stichwahl war aber offenbar eine Schlamperei zu viel.
Deshalb muss nun das Rennen um die Hofburg im Herbst erneut ausgetragen werden. Das mag vielleicht peinlich sein, vielen auf die Nerven gehen und eine schöne Stange Geld kosten. Aber noch einmal: Österreich ist meilenweit davon entfernt, eine Bananenrepublik zu sein.
Die Aufhebung der Stichwahl durch den Verfassungsgerichtshof ist vielmehr ein Beweis dafür, dass der Rechtsstaat in dieser Republik funktioniert, dass die Wahl für die Nachbesetzung des höchsten Amtes im Staat ernst genommen wird. Billige Häme von der einen oder anderen Seite muss dafür in Kauf genommen werden.
Entkräftet sind mit dem Entscheid der Verfassungsrichter auch jene von den üblichen Spezialisten in Umlauf gebrachten Verschwörungstheorien, irgendwelche niederen oder höheren Kräfte würden in diesem Land Wahlen manipulieren.
Bestätigt worden ist durch das Erkenntnis allerdings schon, dass Österreich eine schlampige Republik ist.
Statt des gewohnten „darf’s ein bisschen mehr sein“oder „es passt schon“könnte künftig mehr durch das ebenfalls urösterreichische und gar nicht so sympathische „Vorschrift ist Vorschrift“ersetzt werden.