Sünde und Secession
Unteres Belvedere: Franz von Stuck
Er hat einst die Kunstwelt schockiert, das Wiener Publikum reagierte auf seine Gemäldeausstellung 1892 im damals konservativen Künstlerhaus empört: Franz von Stuck (1863 bis 1928), einer der bedeutendsten deutschen Maler und Enfant terrible des anbrechenden 20. Jahrhunderts, wird nun im Unteren Belvedere gezeigt.
Wien spielte in Stucks Entwicklung eine wichtige Rolle. Das beweist Kurator Alexander Klee mit der Schau „Sünde und Secession“, die das umfangreiche OEuvre – Gemälde, Grafik, Skulpturen – beziehungsreich präsentiert. Blieb doch die 1892 in München gegründete Secession auch auf die Gründung der Wiener Secession 1897 nicht ohne Wirkung. Der „junge Stürmer“Stuck, ein Jahr jünger als der damals bereits umworbene modäne Gustav Klimt, hatte durch seine 1882 herausgekommene Mappe mit Allegorien und Emblemen und die 1886 vorgelegten Karten und Vignetten Aufsehen erregt. Seine Wirkung auf die Wiener Szene ist nie abgerissen.
Eigentlich sollte man einmal in einer Großausstellung die Kreuz- und Querverbindungen zwischen Stuck, dem jungen Klimt, aber auch Fernand Khnopff, Gustave Moreau und der Erbschaft der inszenierten Gemälde Hans Makarts präsentieren: Sie alle haben die „Femme fatale“in allen Spielarten gemalt. Laszive Geschöpfe voll lüsterner Gestik, exaltierte Schönheiten, die das Parfum des Lasters verströmen.
Stucks Gemälde „Die Sünde“(1893), auf dem eine – biblische? – Pythonschlange den Körper einer Schönen umwindet, gab der Ausstellung den Namen. Und diese Atmosphäre kultivert er in vielen Werken: so auch in seinem „Luzifer“, der das Triebhafte – in griechisch-mythologischer Inszenierung mit biblischen Anklängen – verkörpert. Sehenswert! „Sünde & Seces
sion – Franz von Stuck in Wien“: Unteres Belvedere, bis 9. 10. 2016.