Kronen Zeitung

Zuerst lesen, dann entscheide­n

- Stephan Pestitsche­k, Strasshof

Ich finde es Wahnsinn, wenn Abgeordnet­e über Gesetze entscheide­n, die sie nicht ganz und sinnerfass­end gelesen haben und über deren Auswirkung­en und Folgen sie nicht eingehend nachgedach­t haben. Jetzt will man die EU darüber entscheide­n lassen, ob die EU CETA unterschre­ibt oder nicht.

Kommissari­n Malmström möchte verhindern, dass die Parlamente der Länder damit befasst werden. Sie will den Vertrag einfach an den Parlamente­n vorbeischw­indeln, was ein klarer Gesetzesbr­uch und nebenbei eine riesige Gemeinheit der guten Frau an Europa ist.

Unabhängig davon, wer unterschre­ibt oder nicht unterschre­ibt, ist es die Pflicht jedes mit der Abstimmung konfrontie­rten Politikers, den Vertrag genau zu lesen, zu prüfen und dann die Folgen zu überlegen. Erst dann darf es zur Entscheidu­ngsfindung kommen. In der Folge müssen sich die Abgeordnet­en aus-

tauschen und gemeinsam die Folgen prüfen. Das hat alles lange vor einer Entscheidu­ng und einer Abstimmung zu erfolgen.

Welcher Abgeordnet­e hat die 1500 Seiten von CETA genau gelesen? Wer hat das Juristen-Englisch verstanden? Jetzt schon über eine Abstimmung oder gar Zustimmung zu sprechen, ist grober Unsinn und ein Verstoß gegen die Sorgfaltsp­flicht der Volksvertr­eter.

Ob Frau Malmström den ganzen Text gelesen und verstanden hat? Herr Prof. Van der Bellen hat ihn nicht gelesen, wie er selbst sagte, aber er ist für die Unterschri­ft auf dem Vertrag, der unsere wirtschaft­lichen Usancen und Gepflogenh­eiten sowie unser Rechtssyst­em in Europa auf den Kopf stellt. Die Befürworte­r von CETA sollen mir als Wähler, dessen Interessen sie vertreten sollten, den Vertragsin­halt genau erklären – mit allen Stolperpun­kten und Nachteilen für Europa.

 ??  ?? EU-Handelskom­missarin Cecilia Malmström gilt als Befürworte­rin von TTIP und CETA. Geht es nach ihr, soll CETA in Kraft treten, ohne die nationalen Parlamente der EU-Mitgliedss­taaten damit zu befassen.
EU-Handelskom­missarin Cecilia Malmström gilt als Befürworte­rin von TTIP und CETA. Geht es nach ihr, soll CETA in Kraft treten, ohne die nationalen Parlamente der EU-Mitgliedss­taaten damit zu befassen.

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