Monsterjäger
Ein hipper Freund kam gerade aus Japan zurück. Ich befürchtete schon Dengue-Fieber, weil er ständig von irgendwelchen Tentachas, Fukanos und Kabutos sprach, aber er hatte sich nur mit dem Pokémon-Go-Virus angesteckt. Du kannst dir nicht vorstellen, meinte er, was in Tokio läuft. Im Supermarkt verkaufen sie Pokémon-Akkus und Pikachu-Outfits, damit irren dort scharenweise Wahnsinnige mit ihren Smartphones durch die City. Der Manager in Anzug und Krawatte neben jungen Nerds, die Lady in High Heels neben 11-jährigen Girlies mit Ghettoblustern. Sie haben alle nur ein Ziel: Pokémons mit lustigen Namen zu fangen.
Komm mit, meinte der Freund, dem jetzt auch nicht mehr zu helfen ist, und wir folgten seinem Poké-Radar Richtung Landstraßer Gürtel. „Nur noch sieben Kilometer, dann fangen wir dort ein gaaaanz seltenes Pokémon!“Ich fühlte mich irgendwie zu alt für den Blödsinn, aber mein Monsterjäger motivierte mich voll. „Das braucht dir überhaupt nicht peinlich sein, sogar der Justin Bieber macht das!“Weltweit pirschen Millionen von Menschen die Poké-Stops an, manche stolpern bei ihrer virtuellen Jagd sogar in Schießübungen oder plumpsen in einen Teich.
Einige seltene Biester kann man übrigens nur auf dem Pariser Eiffelturm oder am Beach von Malibu fangen. Sicher wird’s demnächst Pokémon-Charter geben, Rattfratz-Garantie inklusive.