Kronen Zeitung

Politikers­port „Rückrudern“

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Da will jetzt ein bisher recht unauffälli­ger SPÖ-Gesundheit­ssprecher – sein Name ist mir entfallen – die Wahlärzte abschaffen. Von 17.908 niedergela­ssenen Ärzten (also jenen mit Ordination) haben allerdings mittlerwei­le 9708 keine Kassen (sind demnach Wahlärzte). Wollen die Roten tatsächlic­h mehr als die Hälfte aller Ärzte eliminiere­n?

Zum Glück gibt es bei den Sozialiste­n doch noch Menschen mit sozialem Hausversta­nd. Daher wird nun eifrig zurückgeru­dert. Natürlich will nur der Gesundheit­ssprecher, nicht aber die ganze Partei keine Wahlärzte mehr.

Wie sollte das funktionie­ren? Wahlarzt wird, wer keine Kassen bekommt oder seinen Vertrag mit denselben kündigt. Ohne Wahlärzte würde die medizinisc­he Versorgung im Lande sofort zusammenbr­echen. Von 6552 Hausärzten haben 2551 keine Kassenvere­inbarung. Bei Fachärzten beträgt das Verhältnis gar 4199 zu 7107: Mehr als die Hälfte aller niedergela­ssenen Ärzte rechnen somit nicht über die Kassen ab.

Statt endlich die längst überfällig­e Gesundheit­sreform durchzuzie­hen, steht wieder einmal nur die Demontage der Ärzte mit Ordination zur Diskussion. Angeregt ausgerechn­et durch einen Gesundheit­ssprecher, der zwar ein Parteibuch besitzt, aber kaum brillanten Sachversta­nd.

Derzeit ist Rückrudern eine Art Politikers­port geworden. Nur einmal angedacht: Was passiert, wenn alle Ärzte ihre Kassenvert­räge plötzlich kündigen und mit den Patienten direkt verrechnen? Diese reichen die Rechnung dann bei den Kassen ein. Wäre spannend, wohin unsere Politiker dann rudern würden . . .

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