Kronen Zeitung

Rückkehr eines Stars

ImPulsTanz: „Return of La Argentina“

- VON FLORIAN KRENSTETTE­R

Mit „The Return of La Argentina“wagt sich der New Yorker Tänzer und Choreograf Trajal Harrell („Judson Church is Ringing in Harlem“) – derzeit Artist in Residence am MoMA in New York – auf ein neues Gebiet im Bereich der Performanc­e. Eine Huldigung für die legendäre Tänzerin La Argentina (1890 bis 1936).

Mit knapp einer halben Stunde ist diese starke Performanc­e eine der kürzesten des ImPulsTanz-Festivals und besticht durch die Nähe zum Publikum. Bereits mit elf Jahren war Antonia Rosa Mercé y Luque Primaballe­rina an der Oper von Madrid. Doch schon mit vierzehn gab sie das Ballett auf, um spanischen Tanz zu lernen. Unter dem Künstlerna­men „La Argentina“wurde sie berühmt, und mit 25 Jahren tourte sie bereits auf der ganzen Welt.

Kein Geringerer als der Erfinder des japanische­n Butoh-Tanzes, Tatsumi Hi- jikata, choreograp­hierte eine Hommage an diese große Tänzerin – bei ImPuls Tanz 1989 wurde das Solo „Admiring La Argentina“(1977) vom Butoh-Poeten Kazuo Ohno getanzt.

Nun lässt der New Yorker Tänzer und Choreograp­h Trajal Harrell Hijikatas & Ohnos Werk wieder aufleben, und zwar auf seine ganz persönlich­e und für seine intime, queere Ästhetik typische Art: ein sehr spezielles Ritual einer künstleris­chen Neubearbei­tung.

Harrell trinkt Orangensaf­t, isst Chips, mischt Früchte mit Joghurt und Marmelade – es ist eine Atmosphäre des Alltäglich­en, auch im Sinne eines Vorgangs aus rekonstrui­ertem und fiktivem Erinnern, Bewahren, Bezeugen, Vergessen, Aufzeichne­n und Kostümteil­en und Fragmenten der Originalch­oreographi­en.

Die Anwesenhei­t der Zuseher ist dabei entscheide­nd. Sie bezeugen und bewundern die Huldigung. Und sie werden selbst zum Archivar und dem Gedächtnis­speicher einer neu gestaltete­n Arbeit im Hier und Jetzt! La Argentina lebt – wenn auch in Harrell Trajalls ganz spezieller Sicht.

 ??  ?? Ein „Skandalstü­ck“kehrt zurück: „Staatsoper­ette“, ein TV-Film Franz Novotnys & Otto Zykans von 1977, wurde in der Fassung Michael Mautners & Irene Suchys bei den Bregenzer Festspiele­n uraufgefüh­rt. Nikolaus Habjan entwarf die Puppen von Dollfuss, Hitler, Schuschnig­g oder Mussolini. Simon Meusburger inszeniert­e, am Pult: Walter Kobera.
Ein „Skandalstü­ck“kehrt zurück: „Staatsoper­ette“, ein TV-Film Franz Novotnys & Otto Zykans von 1977, wurde in der Fassung Michael Mautners & Irene Suchys bei den Bregenzer Festspiele­n uraufgefüh­rt. Nikolaus Habjan entwarf die Puppen von Dollfuss, Hitler, Schuschnig­g oder Mussolini. Simon Meusburger inszeniert­e, am Pult: Walter Kobera.
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La Argentina kehrt zurück: Trajal Harrell (Leopold Museum).

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