Die neue Gründerwelle rollt
Heuer Rekord bei Jungunternehmern, weil Optimismus wächst. Doch Hilfe ist nötig, damit der Schwung auch anhält.
Wird Österreich zu einem Land der Unternehmer? Im ersten Halbjahr wurde jedenfalls mit 16.324 Firmengründungen ein neuer Langzeit-Rekord an Neugründungen erzielt (s. Grafik). „Im Durchschnitt beschäftigt ein frisches Unternehmen 2,4 Personen, sodass dadurch 39.000 neue Jobs geschaffen wurden“, freut sich Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl.
Hauptmotive für die Selbstständigkeit sind laut Umfrage „Wollte lieber mein eigener Chef sein“(65%) oder „In meiner Zeit und Lebensplanung flexibler werden“(63%), immerhin 54% wollten „immer schon selbstständig sein“. Dass heuer besonders viele auch wirklich eine Firma gründen, liegt laut Leitl weniger daran, dass sich Arbeitslose in die Selbstständigkeit flüchten, sondern am Anspringen der Konjunktur nach vier Jahren (Beinahe-)Stagnation, „der Stimmungstiefpunkt ist überstanden“. 44% der Jungunternehmer sind übrigens Frauen. Statistisch gesehen „überleben“nach drei Jahren acht von zehn Neugründungen. Unterstützt werden die Gründer von 90 Beratungsstellen, die die Wirtschaftskammer in ganz Österreich hat. Leitl: „Die haben im Vorjahr 47.000 Beratungsgespräche geführt.“
Drei Viertel der Neuen sind Einzelunternehmen, die meisten in den Branchen „Unternehmensberatung/Informationstechnologie“und „Persönliche
Im Durchschnitt beschäftigt ein frisches Unternehmen 2,4 Personen, sodass 39.000 neue Jobs geschaffen wurden!
WKO-Präsident Leitl
Dienstleister“(jeweils über tausend neue Firmen). Selbstständige Personenbetreuer (Pflegerinnen) sind in den Zahlen gar nicht enthalten, sie machen zusätzlich über 4000 Gründungen aus.
Doch nun braucht es gezielte Maßnahmen, damit Optimismus und Schwung auch erhalten bleiben, fordert Leitl. Konkret möchte er gemeinsam mit der Regierung einen „Beteiligungsfreibetrag“einführen, sodass z. B. 20% der Gründungskosten von der Steuer abgesetzt werden können. Ein langjähriger Wunsch ist auch die Etablierung einer „Mittelstandsfinanzierungsgesellschaft“, die privates Kapital sammelt und dann Unternehmen zur Verfügung stellt. Leitl: „Regierung und Sozialpartner könnten das im Herbst umsetzen!“Einen Grundkonsens dafür gibt es schon. Pro Jahr könnten so etwa 200 Mio. € mobilisiert werden, rechnet die WKO. Die Betriebe bekämen dadurch Eigenkapital, für die Investoren wären Gewinnauschüttungen bis zu einer gewissen Höhe (15.000 €) KESt-frei.
Er lobt auch die im Juni beschlossene Start-Up-Förderung für Firmen mit neuen Geschäftsideen, die neue Impulse und bis zu 15.000 zusätzliche Jobs bringen soll. 185 Mio. € werden dafür zur Verfügung gestellt. Auch unterm Strich steigt die Zahl der Betriebe in Österreich: Es werden sechsmal so viele Betriebe gegründet als zugrunde gehen...