Wie Ikarus
Was können wir dem österreichischen Olympiateam wünschen? Am Besten eine schnelle Medaille! Wenn’s leicht geht, schon heute.
Denn nichts lähmt eine Mannschaft mehr als chronische Erfolglosigkeit – da kann man von Individualisten reden, was man will, die nur an ihre eigene Leistung denken. Aber ich habe schon wahre Egomanen des Sports erlebt, die bei Spielen von der kollektiven Depression des ganzen Teams angesteckt wurden. Und sich so viel Druck machten, dass sie versagten.
Das Desaster von London 2012 war letztlich auch eine Folge dieser schrecklichen Epidemie: erster Tag ohne Edelmetall, zweiter, dritter . . . und am Ende zitterten alle wie bei einer schweren Grippe.
Das Olympia-Fieber grassiert eben erbarmungslos. Aber es kann auch umgekehrt wirken: Siege gleich am Beginn machen die Teamkollegen richtig heiß auf noch mehr.
Das sind eben die viel zitierten eigenen Gesetze des größten Sport-Spektakels der Welt: Athleten verschiedenster Disziplinen verbringen diese Zeit auf engstem Raum miteinander, man begegnet sich im Dorf und unterstützt einander bei den Wettkämpfen – ein Davonlaufen ist fast unmöglich. Auch vor den Gefühlen des anderen nicht: Ansteckungsgefahr 90 Prozent!
Gerade das macht auch den Mythos Olympia aus: diese einzigartigen Emotionen. Jeder Teilnehmer sollte sie zwar auskosten und genießen – aber wer sich ihnen völlig unkontrolliert hingibt, verglüht daran. Wie Ikarus zu nahe an die Sonne flog, kann jedem Sportler auch das olympische Feuer gefährlich werden.