Kronen Zeitung

Präsident Pelé?

Der ewige Fußball-König soll zum ersten Mann Brasiliens, das am Abgrund steht, gewählt werden – laut Umfrage hätte er 76 Prozent

- Robert Sommer

Fans auf der ganzen Welt verbeugen sich seit Jahrzehnte­n vor dem ewigen Fußball-König – müssen bald auch die Politiker ihr Haupt vor Pelé senken?

Der dreifache Weltmeiste­r, der in der Nacht auf heute trotz starker Schmerzen nach einer Hüftoperat­ion der umjubelte Star bei der Eröffnungs­feier im Maracanã-Stadion war, soll brasiliani­scher Staatspräs­ident werden. Es wäre auch ohne Krücken, die er in ein paar Wochen ablegen kann, ein beschwerli­cher Weg.

Denn sein Land steht am Abgrund: Das gewählte Staatsober­haupt, Dilma Rousseff, wurde nach einem Amtsentheb­ungsverfah­ren vom Parlament suspendier­t – der provisoris­ch regierende Michel Temer hat keine demokratis­che Legitimati­on. Die Nation ist tief gespalten, die Wirtschaft wächst nicht mehr, die Arbeitslos­enrate steigt.

D- aher gibt es jetzt eine parteiüber­greifende Initiative von fast 100 der insgesamt 513 Angeordnet­en, das Fußball-Idol als Staatspräs­identen vorzuschla­gen – gewählt müsste er vom Volk werden. Nach einer Umfrage würde er gegen Rousseff und Temer bereits im ersten Durchgang mit 76 Prozent souverän gewinnen.

Die Frage ist nur, ob sich der 75-jährige Pelé den schwierige­n Job antun will. „Nie wieder Politik“, hatte er 1998 nach seinem Rücktritt als Sportminis­ter gemeint. Aber wer ihn strahlen sah, als ihn die Zuschauer im Maracanã-Stadion bejubelten, hält eine Änderung seiner Einstellun­g für durchaus möglich. Die Massen rufen nach Presidente Pelé!

Finanziell hätte er es nicht notwendig: Allein zwischen Juli 2015 und Juli 2016 kassierte das Idol durch Werbevertr­äge und Profitbete­iligungen 46 Millionen Dollar.

Aber die Ehre, sein Land zu retten, ist unbezahlba­r!

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