Kronen Zeitung

Ein Wut-Burger kämpft gegen das Stau-Trauma

- Georg.fraisl@kronenzeit­ung.at

Wut-Burger. Das Rechtschre­ib-Programm hat dieses Wort gleich mit einer roten Linie versorgt. Fehler.

Und auch Sie werden sagen: Da fehlt etwas. Die beiden Strichelch­en, die aus einem u ein ü machen.

Es muss Wut-Bürger heißen. Klar.

Ein Begriff, der zwar in Deutschlan­d vor erst sechs Jahren von einem Spiegel-Journalist­en geprägt worden ist, der aber dennoch mit bemerkensw­erter Geschwindi­gkeit in Sprachgebr­auch geflutscht ist. So gar die Sprach-Bibel Duden hat den Begriff „Wut-Bürger“bereits aufgenomme­n. Na ja, die Menschen, die ihrem Ärger und ihrer Ohnmacht über die Entscheidu­ngen „von denen da oben“lauthals Luft machen, werden eben mehr und mehr.

Auch in Brasilien gibt es Wut-Bürger. Viele. Millionen. Das heißt auf Portugiesi­sch zwar anders, „Raiva“ist die Wut, „cidadão“der Bürger – das Ergebnis ist ähnlich. Den Menschen reicht’s. Dieser Berg an ungelösten Problemen – der noch größere Berg an Geld, das in falsche Kanäle fließt . . . Oh, man kann sie gut verstehen, die „cidadãos“, die einfach auf die Straße gehen und dann einmal so richtig herzerfris­chend losbrüllen.

Aber . . . Das Rechtschre­ibprogramm und Sie liegen leider falsch. Es hat schon seine Richtigkei­t: Wut-Burger.

Es ist die orale Rache des Kollegen O. an den vermaledei­ten Unbilden auf den Straßen von Rio de Janeiro.

Stau, Stau, Stau. Überall. Strecken, die sich locker in 50 Minuten bewältigen lassen, werden urplötzlic­h zur zweistündi­gen Tortur, die Physis und Psyche gleicherma­ßen herausford­ert.

Und man muss es so sagen: O. braucht nur den Bruchteil einer Sekunde an eine Fahrt zu denken, da formiert sich Rio schon zur Autoschlan­ge.

Erbittert kriecht O. dann in die Gastronomi­e der Olympia-Stätten und stopft in sich hinein. „Reunseren gular Burger“eignet sich am besten, hat er herausgefu­nden, das Stau-Trauma zu überwinden. Drei waren kürzlich nötig, um den ganzen Ärger loszuwerde­n. Drei original WutBurger.

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