Heiteres Bezirkgericht
Nicht zum Lachen
Bezirksrichter: „Sie haben auf einem Friedhof dem Witwer Josef Martlinger ins Gesicht gelacht und ihm auf diese ungehörige Art zum Ableben seiner Frau kondoliert. Waren Sie betrunken? Das ist ja mehr als unangebracht.“
Zeuge: „Überhaupt net. Das Ganze war a Verhängnis, wias alle hundert Jahr amal vurkummt.
I hab damals meiner Schwester Blumen bracht, sie is leider vur Jahren an einer schweren Krankheit versturbn. Wia i furtgeh, kummt ma a Freund entgegen.
,Geh, kumm mit, wannst scho da bist‘, hat er gsagt. ,In Martlinger sei Frau is gsturbn. Der gfreut se, wannst zum Begräbnis kummst.‘
Sag i: ,Wer is der Martlinger?‘
Mant er: ,Na, der allseits beliebte Martlinger! Vuriche Wochn hamma eahm gemeinsam in Stammersdorf troffn!‘
Sag i: ,I kenn kan Martlinger!‘
Mant er: ,Aber freilich kennst eahm. Kumm mit. Wannst eahm siechst, wirst eahm glei kenna.‘
Bin i mitganga. Mir kumman zu dem Begräbnis, warn a Schippl Leut, i hab den Martlinger net glei gsehn, hab i ma denkt: Bin neugierig, ob i den wirklich kenn.
Dann is zum Kondoliern kumma, i steh unvorbereitet vur eahm, fallt ma mit an Schlag der Tag ein, wo i eahm beim Heurign in Stammersdorf kennaglernt hab: Das war a Gsturi, wia is no net erlebt ghabt hab! Dieser Martlinger is eine Stimmungskanone, wias ka zweite gibt. Der hat des ganze Lokal allanich unterhaltn.
Wia er so vur mir gstandn is, mitn Huat in der Hand, da hab i mi erinnert, wia er in Stammersdorf mitn Huat in der Hand ohsammeln ganga is. Er is nämlich ohsammeln ganga, in dem Lokal, was des für a Hetz war. Unbeschreiblich.
Mi hat halt de Erinnerung überwältigt. I bin eh glei weg, aber in Martlinger sei Schwager is ma nach.“
Der von der Erinnerung Überwältigte hatte hinter einem Grabstein mehrere Ohrfeigen bekommen. Der Schwager wurde wegen berechtigter Empörung freigesprochen.