Kronen Zeitung

Ein Abenteuer

- Robert.sommer@kronenzeit­ung.at

Es an sich, wenn das Transports­ystem

hat auch etwas Bewegendes kollabiert: Man kommt mit den Einheimisc­hen in Kontakt.

Sonst betritt man als routiniert­er Olympia-Journalist einen offizielle­n Shuttlebus, abgeschirm­t von der Realität, telefonier­t die ganze Fahrt mit der Redaktion und steigt vor dem jeweiligen Medien-Eingang aus. Nach ein paar Tagen weiß man gar nicht mehr, in welchen Land man ist.

In Rio wird aber Sportjourn­alismus wieder zum Abenteuer: mit dem Taxi zur Eröffnungs­feier. Eine Reise zwischen den Welten. Von der Copacabana mit dem sündteuren Palace Hotel vorbei an einer Favela, wo reich ist, wer ein baufällige­s, schmutzige­s Dach über dem Kopf hat – Außenseite offen. Man ist fast gezwungen hineinzubl­icken: Ein abgemagert­es Mädchen starrt in den Himmel und streichelt einen Hund. Zukunftslo­s. „Mach das Fenster zu!“, bat ich meinen Kollegen Olaf Brockmann, als wir in eine Gasse einbogen, in der Finsternis herrschte trotz strahlende­n Sonnensche­ins. Sicherheit fühlt sich anders an.

Ach ja: Und auch im Stadion hungerten wir vor der Show etwas nach mitteleuro­päischen Verhältnis­sen. Die kaufbaren Snacks existierte­n nur auf einer Karte vor den Standln, die eigentlich recht einladend aussahen. „Sandwich?“Darauf bekam man bloß ein paar portugiesi­schbrasili­anische Brocken als Antwort serviert, die nicht satt machten.

Also ernährten wir uns von Popcorn, dem wenig Essbaren bei der Eröffnungs­feier – aber das salzige Nichts schmeckte gar nicht mehr so schlecht, als ich an das Mädchen in der Favela dachte . . .

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