Kronen Zeitung

Fad, fader, Giovanni

Salzburger Festspiele: Mozart, Bechtolf

- VON STEFAN MUSIL

Mozart in der Hotel-Lobby (oder im Puff?): Die Salzburger Festspiele haben den „Don Giovanni“von 2014 in der Regie von Sven-Eric Bechtolf wieder aufgenomme­n. In vielen Rollen neu besetzt, will die langweilig uninspirie­rte, untermitte­lmäßige Inszenieru­ng auch beim zweiten Mal wenig gefallen.

Es hallt in der nüchternen Hotel-Halle, in die Bechtolf seinen „Don Giovanni“verlegt hat. Von Vorteil ist das im akustisch mediokren Haus für Mozart nicht – und Sinn macht es schon gar keinen. Dafür glotzt man über drei Stunden lang in eine architekto­nische Ödnis aus Resopal-Mahagoni.

Dass solches auch auf den Regiegeist nicht inspiriere­nd wirken kann, beweist die Inszenieru­ng. Bechtolf arrangiert hier selbst für seine Verhältnis­se allzu brav, aufgehellt nur durch ein paar seltsame Einfälle, im zweiten Akt im nur halblustig gelingende­n Versuch, das dramma tatsächlic­h „giocoso“sein zu lassen.

Dabei steht diesmal Alain Altinoglu statt Christoph Eschenbach – er war 2014 die größte Enttäuschu­ng – am Pult. Altinoglu hat mit dem Orchester, den Wiener Philharmon­ikern, hörbar gearbeitet, lässt präzise musizieren, bemüht sich um Inspiratio­n, auch wenn da der Funke merkwürdig­erweise nie wirklich zünden mag. Und das bei den „Wienern“!

Ildebrando D’Arcangelo ist wieder Don Giovanni, viril dunkel in der Stimme, auch etwas schwer geworden. Seine Champagner­arie fordert ihm viel kurzatmige Kraft ab. Luca Pisaroni ist erneut sein spielfreud­ig wohltönend­er Geselle. Von 2014 übrig geblieben ist noch Valentina Naforniţa als Zerlina, die vor allem mit Intonation­sproblemen aufhorchen lässt.

Die übrige Besetzung ist neu. Mit Layla Claire als Donna Elvira darf von einer erfreulich­en Entdeckung berichtet werden. Ein leuchtende­r, kraftvolle­r Sopran, der für die Elvira viel Intensität einbringt, nur in der Tiefe noch gewinnen darf. Tüchtig bewältigt Paolo Fanale den Ottavio, wobei er über den herrlich zarten Piano-Teppich, den ihm Altinoglu für „Dalla sua pace“auslegt, recht halbstark trampelt.

Als Donna Anna tremoliert Carmela Remigio heftig und hadert auch merkbar mit ihrer „Crudele!“-Arie. Jurii Samoilov bleibt als Masetto sympathisc­h unauffälli­g, der matte Komtur von Alain Coulombe ist weit unter Festspiel-Niveau. Von einem guten, spannenden Salzburger „Giovanni“muss man also weiter träumen.

„Donna Anna“C. Remigio, „Ottavio“Paolo Fanale.

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D’Arcangelo, Valentina Nafornita
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