Tarnen, täuschen und verwandeln
ImPulsTanz, Volkstheater: Chris Harings Performance „Candy’s Camouflage“
Er hat mit Spitzencompagnien wie DV8 Physical Theatre, Nikolais/Luis Dance Cie, man act, Nigel Charnock gearbeitet. 2007 bekam Chris Haring den Goldenen Löwen der Tanzbiennale von Venedig: Nun zeigt er bei ImPulsTanz „Candy’s Camouflage“.
Ein aufregender Abend, der das Publikum begeistert jubeln ließ, aber auch einige veranlasste, das Akademietheater zu verlassen. „Candy’s Camouflage“, der dritte Teil von Harings Serie „Imploding Portraits inevitable“, zu der er von Andy Warhols frühen Filmen inspiriert wurde, mutierte zum Frauenstück. Die bizarre Atmosphäre, wie sie in „Shiny, shiny“und „False Coloured Eyes“Harings Schautheater prägt, hat er zurückgenommen: Der Rausch der Farben, barocker Formen, surrealer Visionen weicht spartanischem Schwarz-Weiß.
Projektionen des Femininen werden in Szenen dreier Tänzerinnen großflächigen Videos gegenübergestellt. Bald ruhen sie in sich selbst und in den Videos, bald bringen sie leidenschaftliche Bewegung ins Spiel, während auf der Videowand rauschhafte Szenen einander jagen.
Wie in Fotografien des Surrealismus fließen Körper ineinander, werden zu endlosen Serien eines Motivs verarbeitet, gerinnen zu einander verschlingenden Ornamenten. Und manches erinnert an den französischen Dadaisten, Surrealisten und „Mitvater“der Konzeptkunst Marcel Duchamp, wenn zum Beispiel zwei Paare von Damenbeinen zu einem Polypen zusammenwachsen und in ein rotierendes Ornament übergehen . . .
Haring (46), international erfolgreicher Burgenländer, spricht von einem Stresstest für Klischees, einer „Selbstverkörperlichung“und „Selbstvermessung“, wenn er die drei Damen seiner Compagnie Liquid Loft – Stephanie Cumming, Katharina Meves und Karin Pauer – in silbrig-entfärbten Bildern und kaltem Licht ihre Rituale ausführen lässt. Ein Verwandlungsspiel – Assoziationen um die magische Drei. Um Genien? Oder Schicksalsfrauen?